Veröffentlicht: 28.08.13
Kolumne

Weltweit vernetzt

Jürg Brunnschweiler
Jürg Brunnschweiler, Leiter ETH Global. (Bild: ETH Zürich)
Jürg Brunnschweiler, Leiter ETH Global. (Bild: ETH Zürich) (Grossbild)

Ein Blick in die Intenational Knowledge Base der ETH Zürich zeigt, wie global vernetzt unsere Forscherinnen und Forscher sind. Erfolgreich zu forschen und publizieren bedeutet heute, internationale Netzwerke aufzubauen und mit Kolleginnen und Kollegen zusammen zu arbeiten, die über die Welt verstreut sind. Aber auch auf institutioneller Ebene wird die globale Vernetzung immer wichtiger.

Die ETH Zürich engagiert sich in verschiedenen universitären Allianzen und Netzwerken. Beispiele hierfür sind die International Alliance of Research Universities (IARU), das Global University Leaders Forum (GULF) oder die IDEA League. Was ist der Mehrwert eines solchen institutionellen Engagements für die ETH Zürich? Zuallererst bieten Allianzen eine Plattform für den Austausch auf den verschiedensten Ebenen. So treffen sich beispielsweise die zehn Präsidenten und Senior Officers der in der IARU zusammengeschlossenen Hochschulen jährlich für eineinhalb Tage an einer Partnerhochschule. Während dieser Treffen erfahren die Teilnehmer mit welchen Herausforderungen die einzelnen Institutionen konfrontiert sind, wie sie damit umgehen und welche Entwicklungen sich wie und wo abzeichnen.

Ein Beispiel hierfür ist die Internationalisierung der Hochschulen. Viele Universitäten, vor allem aus dem angelsächsischen Raum, bauen beeindruckende Kapazitäten in Form sogenannter «branch campuses» im Ausland auf. Gemäss dem «Observatory on Borderless Higher Education» gibt es weltweit rund 200 solcher Aussenstationen, vor allem in Asien. Beispiele hierfür sind die NYU Shanghai oder das Yale-NUS College in Singapur. Neben den offensichtlichen Vorteilen einer solch internationalen Expansionsstrategie, wie der weltweiten Steigerung der Bekanntheit einer Hochschule oder dem Zugang zu Studenten in vielversprechenden Märkten, wird heute aber auch diskutiert, in wie weit globale Partnerschaften zum Beispiel die akademische Freiheit bedrohen.

Das Scholars at Risk Network (SAR) setzt sich hauptsächlich für Wissenschaftler ein, deren Leben, Freiheit oder Wohlbefinden bedroht sind. Dies geschieht vor allem durch die Vermittlung von temporären Aufenthaltsmöglichkeiten an einer der zum Netzwerk gehörenden Hochschulen. Aufbauend auf dieser Arbeit entwickelt SAR aber auch ein System, welches Angriffe auf die akademischen Freiheit sichtbar macht und mit dessen Hilfe sich frühzeitig Trends und Entwicklungen identifizieren lassen. Die ETH Zürich ist SAR kürzlich beigetreten.

Wenn die ETH Mitglied in einer Allianzen oder einem Netzwerk ist, will sie dort auch eine aktive Rolle spielen. Dies bedeutet oft den Einsatz substantieller Ressourcen. Ein Beispiel ist die IARU, die bis Ende 2014 von Ralph Eichler präsidiert wird und deren Sekretariat für die Zeit dessen Präsidentschaft an der ETH Zürich ist. Der Betritt zu einer weiteren Allianz sollte also nicht vorschnell erfolgen und es muss vorgängig geklärt werden, in welcher Form die ETH Zürich von einem Beitritt profitiert.

Aus diesem Grund habe ich Robert Quinn, Executive Director des Scholars at Risk Networks an der New York University besucht und mir von ihm das Netzwerk, seine Ziele und Vorgehensweisen vorstellen lassen. Nach zwei Stunden äusserst anregendem Gespräch war für mich klar, dass die ETH Zürich von einer Mitgliedschaft bei SAR profitieren kann. Dies insbesondere hinsichtlich Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung innerhalb der ETH Zürich für Themen, wie ethische Standards. Solche und ähnliche Richtlinien und die Frage mit welchen Ländern und Institutionen man wie zusammenarbeiten will, sind für die ETH Zürich von grosser Bedeutung bei der Formulierung und Weiterentwicklung ihrer globalen Strategie.

Alle Hochschulen, die sich international ausrichten und global positionieren stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Um weiterhin weltweit in der ersten Liga zu spielen, ist es wichtig sich mit den Besten auszutauschen. Dafür bieten Allianzen wie die IARU eine hervorragende Plattform.

Zur Person

Den Blick auf die internationale Strategie zeigt der passionierte Hai-Forscher Jürg Brunnschweiler. Der promovierte Biologe arbeitet seit 2002 an der ETH Zürich und leitet seit Oktober 2012 die Stabsstelle ETH Global. Diese ist für die Umsetzung der globalen Strategie der ETH Zürich verantwortlich, welche die wichtigsten strategischen Ziele der Hochschule unterstützt. Neben seiner Tätigkeit an der ETH Zürich zieht es Jürg Brunnschweiler aber immer wieder ans Meer, wo er Haie in ihrem natürlichen Lebensraum erforscht. «Über ihr Verhalten und Ökologie wissen wir immer noch sehr wenig» betont er.

 
Leserkommentare: