Veröffentlicht: 12.03.13
Campus

Engagement für eine nachhaltige Hochschule

In der vergangenen Woche standen ETH und Universität Zürich im Zeichen der ersten Nachhaltigkeitswoche. Fünf Tage lang fanden Interessierte in Podien, Workshops und auf Plakaten allerlei Informationen zur Verminderung des eigenen ökologischen Fussabdrucks.

Samuel Schlaefli
Klare Forderungen von Seiten Studierenden an die Adresse von ETH und Universität Zürich. (Bild: VSUZH)
Klare Forderungen von Seiten Studierenden an die Adresse von ETH und Universität Zürich. (Bild: VSUZH) (Grossbild)

Ursprünglich war die Woche von der Nachhaltigkeitskommission als einfache Plakatkampagne angedacht: Mit Fakten sollten Studierende und Mitarbeitende dafür sensibilisiert werden, welche Verhaltensänderungen punkto Nachhaltigkeit wirklich einen Unterschied machen. Also zum Beispiel, dass gutgemeintes doppelseitiges Kopieren den Flug in die Sommerferien noch lange nicht wett macht. «Doch weil sich unser Team so sehr für das Thema begeisterte, entwickelte die Idee plötzlich eine Eigendynamik», erzählt Annuscha Wassmann, die Hauptkoordinatorin der Woche und Philosophiestudentin an der UZH. «Das Programm wurde am Ende viel umfangreicher als ursprünglich geplant.»

Davon konnten sich Studierende, Mitarbeitende und weitere Interessierte in den Hallen, Vorlesungssälen und Garagen der Universität und ETH Zürich selbst überzeugen. Über dreissig Veranstaltungen – bis zu acht pro Tag – haben die Organisatoren auf die Beine gestellt, zu dem auch Mitglieder von project 21 gehörten, der studentischen Organisation für nachhaltige Entwicklung mit Sitz an der ETH Zürich. Das Programm setzte sich zusammen aus Filmabenden, Veloreparatur-Nachmittagen und Tauschbörsen. In Workshops wurde zudem über die Welternährungskrise diskutiert, in einem Kochkurs lernten Teilnehmende vegan kochen und Künstler setzten das Thema Nachhaltigkeit mit eigenen Gestaltungsmitteln um. Selbst ein «Garagenchor» war Teil des Programms – ein adhoc zusammengestellter Chor, der die Tiefgarage unter dem Universitäts-Hauptgebäude mit seinen Stimmen vereinnahmte und dadurch seine mögliche Umnutzung veranschaulichte: Menschlicher Gesang anstelle von benzinbetriebenem Motorenbrummen. «Wir wollten die Teilnehmenden nicht mit dem Zeigefinger zu mehr Nachhaltigkeit mahnen, sondern das Thema kreativ vermitteln», erzählt Wassmann. Das kam auch bei den Besuchern gut an. 30 bis 50 Teilnehmende, darunter vor allem Studierende, zählten die Organisatoren pro Veranstaltung; am Abend sogar bis zu 200.

Moritz Leuenberger auf dem Podium

Für Artemi Egorov, Co-Präsident von project 21 und Mitveranstalter der Nachhaltigkeitswoche war insbesondere der Mittwochabend ein Highlight. Unter dem Motto «Nachhaltigkeit und Hochschule» debattierte Ex-Bundesrat Moritz Leuenberger mit Vertreterinnen und Vertretern beider Universitäten über die Rolle, die den Hochschulen in der Nachhaltigkeitsdebatte zukommt. «Obwohl wir viel Redner und wenig Zeit hatten, war die Diskussion von Beginn weg tiefgründig.» Ganz besonders freuten sich die Organisatoren/-innen daran, dass die Prorektorin der Universität Zürich vor versammeltem Publikum ihre Absicht bekannt gab, an der UZH bald eine eigene Nachhaltigkeitsstelle einzurichten. Ähnlich wie es die ETH Zürich mit «ETH Sustainability» bereits 2008 tat. «Das war ein wunderbarer Moment für uns», freut sich Egorov. «Dadurch bekam unser Engagement eine Ausstrahlung, die weit über die Woche hinausreicht.»

Der Dienstag war voll und ganz dem Thema Nahrungsmittel gewidmet. Dies in Zusammenarbeit mit den Mensen der UZH und ETH. «Den meisten Menschen ist bis heute nicht bewusst, wie viel CO2 sie durch eine bewusste Ernährung einsparen könnten», ist Egorov überzeugt. Rund ein Viertel der Gesamtemissionen entstammen diesem Bereich, neben Mobilität, Wohnen und Konsum. Die Studierenden haben deshalb in Zusammenarbeit mit den Mensen für die Nachhaltigkeitswoche klimafreundliche Menus kreiert, wobei die Speisekarte am Dienstag in einzelnen Mensen vollumfänglich vegetarisch ausfiel. Die ersten Reaktionen seien positiv, sagt Egorov. Durch die Auswertung von Fragebögen, die in den Mensen verteilt wurden, soll zudem bald mehr Klarheit bestehen, zu welchen Änderungen im Speiseplan die Gäste zugunsten der Nachhaltigkeit bereit sind.

In eine komplett andere Richtung zielte der Donnerstag. Er stand unter dem Motto «Digitale Nachhaltigkeit». Was sich für die einen wie ein Lehrplan für Hacker las, war für Egorov der Versuch, Studierende für den Umgang mit Information und Open Source-Lizenzen zu sensibilisieren. «Auch die freie Verfügbarkeit von Wissen ist Teil eines nachhaltigen Handelns», ist Egorov überzeugt.

Ein «Hammererfolg»

Ein Kraftakt, verbunden mit unglaublich viel Organisationsarbeit sei die Nachhaltigkeitswoche gewesen, resümiert Wassmann; schliesslich hätten alle Veranstalter nebenher noch studiert und gearbeitet. Doch der Erfolg habe sich gelohnt; ein «Hammererfolg» sei die Woche gewesen. «Wir haben gezeigt, dass wir Studierenden nicht nur fordern, sondern selber auch liefern. Wir sind gespannt, inwiefern unsere Begeisterung nun auf die UZH überspringt.» Sie und ihre Kollegen hätten sich bereits bei der Prorektorin für eine Zusammenarbeit bei der Schaffung einer Nachhaltigkeitsstelle angeboten. Christine Bratrich, Leiterin von «ETH Sustainability», der entsprechenden Stelle an der ETH, zeigte sich beeindruckt vom Engagement der Studierenden. Zudem sei es ein grosser Erfolg und ein vielversprechendes Zeichen, dass sich die UZH ausgehend von diesem in Zukunft stärker für die Nachhaltigkeit einsetzen werde.

Nachhaltigkeit an der ETH Zürich

[project 21] ist ein Verein für Studierende in Zürich, der sich mit nachhaltiger Entwicklung auseinandersetzt. Der Verein ist eine Organisation des VSETH und der Universität Zürich, seine Aktivitätsschwerpunkt liegt an der ETH Zürich.
ETH Sustainability ist die Koordinationsstelle für Nachhaltigkeit der ETH Zürich. Sie unterstützt Initiativen, Projekte und Personen, die dazu beitragen, die Nachhaltigkeit an der ETH Zürich zu steigern. Zudem vernetzt und fokussiert sie die vielfältigen Nachhaltigkeitsaktivitäten der ETH Zürich und macht sie gegen innen und aussen sichtbar.