Veröffentlicht: 19.12.12
Campus

«Stipendium für die besten Talente»

Das ETH-Förderprogramm für exzellente Studierende feiert sein fünfjähriges Bestehen. ETH-Rektor Lino Guzzella spricht über die Begeisterung der Donatoren für die Stipendiaten und warum diese zu Botschaftern der Schweiz werden.

Interview: Thomas Langholz
ETH-Rektor Lino Guzzella im Gespräch mit Donatoren am «Meet the Talent»-Anlass. Dort treffen sich Stipendiaten mit den Donatoren des Programmes. (Bild: ETH Zürich)
ETH-Rektor Lino Guzzella im Gespräch mit Donatoren am «Meet the Talent»-Anlass. Dort treffen sich Stipendiaten mit den Donatoren des Programmes. (Bild: ETH Zürich) (Grossbild)

Herr Guzzella, gesetzt den Fall, es hätte die «Excellence Scholarships» bereits gegeben, als Sie an der ETH studierten. Hätten Sie sich darum beworben?
Lino Guzzella
: Sofern ich die Voraussetzungen erfüllt hätte - auf jeden Fall! Ich halte dieses Programm für ein äusserst attraktives Instrument, um besonders talentierten und motivierten Master-Studierenden aus der Schweiz und aus der ganzen Welt hier an der ETH optimale Bedingungen zu bieten.

Für dieses Stipendium können sich Studierende aus dem In- und Ausland bewerben. Warum nicht ausschliesslich ETH-Studierende?
Wenn wir zu den Besten gehören wollen, müssen wir uns öffnen. Exzellenz ist nicht auf eine Hochschule oder ein Land begrenzt. Die besten Talente gehen dorthin, wo sie die besten Bedingungen zum Lernen finden. Mit diesem Programm möchten wir, dass sie sich für die ETH Zürich entscheiden. Mittelfristig ergeben sich dadurch für die Schweiz grosse Vorteile. Viele Absolventinnen und Absolventen bleiben in der Schweiz, und alle anderen sind auf der ganzen Welt die besten Botschafter für unser Land.

Ist die Förderung erfolgreich?
Seit dem Start im Jahr 2007 konnten wir insgesamt 143 Stipendiaten aus 35 Ländern fördern, davon 36 Prozent Frauen. Unser Ziel ist es, mit diesem Programm 50 Masterstudierende pro Jahr unterstützen zu können. Die bisherigen Studierenden geben uns Recht, denn mit einem Durchschnitt von über 5,5 bei den Abschlussnoten gehören die Excellence Scholars zu unseren besten Absolventen.

Sie haben das Programm von Ihrer Vorgängerin Heidi Wunderli-Allenspach übernommen. Werden Sie etwas am Programm ändern?
Nein, so wie Heidi Wunderli-Allenspach das Programm vor fünf Jahren ins Leben gerufen hat, ist es ausgezeichnet aufgestellt. Mein Ziel ist es, den von ihr eingeschlagenen Erfolgspfad weiter zu verfolgen, die Attraktivität des Programmes weiter zu erhöhen und damit zusätzliche Donatorinnen und Donatoren zu gewinnen. Denn nur so lässt sich das bereits erwähnte Ziel von 50 Plätzen pro Jahr erreichen.

Auch Unternehmen finanzieren die Excellence Scholarships mit. Was haben sie von diesen Zuwendungen?
Firmen haben grundsätzlich ein grosses Interesse an exzellenten Studentinnen und Studenten als möglichen künftigen Mitarbeitenden. Aber auch immer mehr Alumni wollen ihrer Hochschule etwas zurückgeben. Sehr wichtig ist unser jährlich stattfindender Anlass «Meet the Talent», welcher die Möglichkeit für intensive Gespräche und Kontakte bietet. Ich habe noch keine Donatorin oder Donator getroffen, welche nicht begeistert von unseren Stipendiaten gewesen wäre.

An der ETH gibt es verschiedene Förderprogramme. Worin unterscheiden sich zum Beispiel das Pioneer Fellowship oder das Branco-Weiss-Fellowship zum Excellence Scholarship Progamme?
Es sind unterschiedliche Ansätze, um Talente zu fördern. Beim Pioneer Fellowship unterstützen wir Doktoranden auf dem Weg von der Idee aus dem Labor zum ersten Prototyp. Damit soll der Technologietransfer von der Hochschule in die Industrie beschleunigt werden. Beim Branco-Weiss-Fellowship unterstützt die Stiftung «Society in Science» die besten Forschungstalente aus der ganzen Welt. Wer ein Stipendium erhält, kann im Anschluss an seine Promotion während fünf Jahren an einem Institut seiner Wahl einem Thema seiner Wahl nachgehen.

Das Excellence Scholarship and Opportunity Programme

Jährlich fördert die ETH Zürich mit diesem Programm herausragende Studentinnen und Studenten. Studierende, die in das Programm aufgenommen werden, erhalten für das gesamte Studium ein Stipendium und eine spezielle Betreuung. Das Stipendium beträgt 1750 Franken pro Monat und deckt damit die Studien- und Lebenshaltungskosten während des gesamten Masterstudiums.
Voraussetzungen sind exzellente Leistungen im Bachelorstudium an ihrer vorherigen Hochschule, ein Motivationsschreiben, ein Antrag mit einer Idee für ihre Masterarbeit sowie ein Empfehlungsschreiben von zwei Professoren. Darüber hinaus müssen sie zu den besten zehn Prozent ihres Studiengangs gehören. Nach der Prüfung der Unterlagen durch den Fachbereich, entscheidet der Rektor über die Zulassung zum Programm.
Finanziert wird das Stipendium durch Firmen, Stiftungen und Alumni der ETH Zürich. Verantwortet wird der Fond von der ETH Zürich Foundation.

 
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