Veröffentlicht: 25.09.12
ETH-Intern

Hier wohnt die Inspiration

Wem die Hallen der Alma Mater nicht Inspiration genug sind, bietet die ETH Denklabors der besonderen Art. Sie liegen an Orten, die malerischer nicht sein könnten: in den Kastanienwäldern des Bergells, auf dem Monte Verità oberhalb des Lago Maggiore, an den Ausläufern der Rocky Mountains im US-Bundesstaat Colorado – und am Zürichberg.

Lukas Langhart
Gottfried Sempers einziges architektonisches Vermächtnis südlich der Alpen: die Villa Garbald in Castasegna, einem kleinen Dorf im bündnerischen Bergell, just an der Grenze zu Italien. Es wurde vor rund zehn Jahren saniert und mit einem modernen Annexbau ergänzt. (Bild: ETH Zürich)
Gottfried Sempers einziges architektonisches Vermächtnis südlich der Alpen: die Villa Garbald in Castasegna, einem kleinen Dorf im bündnerischen Bergell, just an der Grenze zu Italien. Es wurde vor rund zehn Jahren saniert und mit einem modernen Annexbau ergänzt. (Bild: ETH Zürich) (Grossbild)

Der deutsche Architekt Gottfried Semper (1803–1879) baute in Wien und Dresden Theaterhäuser von Weltformat. Mitte des 19. Jahrhunderts weilte er einige Jahre in Zürich, wo er unter anderem das Polytechnikum – die heutige ETH – entwarf und der erste Leiter seiner Bauschule war. Aus der Reihe seiner grösstenteils monumentalen Bauwerke sticht eines besonders heraus: die Villa Garbald in Castasegna, einem kleinen Dorf im bündnerischen Bergell, just an der Grenze zu Italien. Das verhältnismässig schlichte italienische Landhaus blieb Sempers einziges architektonisches Vermächtnis südlich der Alpen. Es wurde vor rund zehn Jahren saniert und um einen modernen Annexbau ergänzt. Heute dient die Villa Garbald als Seminarzentrum sowie als offizielles «Denklabor» des Collegium Helveticum, dem transdisziplinären Wissenschaftsforum der ETH und der Universität Zürich. Die Liegenschaft kann exklusiv von Kleingruppen von acht bis 16 Personen für wissenschaftliche Retraiten gemietet werden. Aufenthalte von geleiteten Studierendengruppen können durch den Garbald-Fonds finanziell unterstützt werden. Mitte Oktober findet ausserdem die «Serata della Castagna» statt. (Informationen siehe Kasten.)

Internationale Kolloquien über dem Lago Maggiore

Ebenfalls nahe der Grenze zu Italien, nämlich oberhalb von Ascona, liegt das Kongresszentrum Monte Verità. Das sorgfältig renovierte Hotel im Bauhausstil wurde am 19. September vom Internationalen Rat für Denkmalpflege ICOMOS mit dem Preis «Historisches Hotel des Jahres 2013» ausgezeichnet. Es bietet Platz für Konferenzen mit 120 Personen und Hotelzimmer für rund 80 Personen. Seit 1989 koordiniert das Konferenzzentrum der ETH, das «Centro Stefano Franscini», auf dem Monte Verità internationale wissenschaftliche Konferenzen. Es steht Professorinnen, Professoren und Forschenden aller Schweizer Akademischen Institute offen. Die Konferenzen werden zudem finanziell unterstützt – Gesuche sind jeweils eineinhalb Jahre im Voraus einzureichen. In den Wintermonaten finden auf dem Monte Verità so genannte «Winter-Schools» statt, die direkt beim Kongresszentrum Monte Verità gebucht werden können. Für Doktorierende der ETH können die Veranstalter beim Rektor der ETH eine zusätzliche finanzielle Unterstützung beantragen.

Eine Blockhütte in den Bergen Colorados

Ein wenig weiter reisen müssen Forscherinnen und Forscher, die vom Hans-Ziegler-Fonds Gebrauch machen wollen. Prof. Hans Ziegler (1910–1985) leitete bis 1977 das Institut für Mechanik der ETH Zürich und verbrachte viele Sommermonate in seiner Mountain Cabin «Glen Haven», einer Blockhütte in der Nähe von Boulder, Colorado, die ihm als Rückzugs- und Studienort diente. Denselben Zweck soll sie auch weiterhin erfüllen. Der Hans-Ziegler-Fonds vergibt deshalb Reisestipendien für Studienaufenthalte in der Berghütte an besonders begabte und motivierte Forschende und Studierende der ETH Zürich.

Herrschaftsvilla für Versammlungen mit Luxus-Atmosphäre

Wiederum gut zu Fuss erreichbar, da nur knapp zwei Kilometer vom ETH-Hauptgebäude entfernt, liegt die Villa Hatt. Seit 2004 im Besitz der ETH Zürich, steht das noble Herrschaftshaus an der Freudenbergstrasse in erster Linie Mitgliedern der Schulleitung, der ETH-Foundation und des ETH-Rats sowie Professoren, Departementsleitern und Leitern der Infrastrukturbereiche als Gästehaus und inspirierende Sitzungskulisse zur Verfügung. Die Infrastruktur ist für maximal 18 Personen konzipiert, das Angebot reicht vom reinen Seminarbetrieb bis zum vollumfänglichen Hotelservice für Aufenthalte von bis zu drei Wochen. Die Lage am Zürichberg verspricht Weitsicht über die Stadt und ihren See bis zu den Zentralschweizer Voralpen – und die ungewohnte Beinah-Vogelperspektive auf die eigene Hochschule.

Kastanienfest in der Villa Garbald

Vom 12.–14. Oktober 2012 findet in Castasegna die «Serata della Castagna» statt. Verschiedene Anlässe rund um die Kastanie und ums Bergell füllen das Wochenende. Im Mittelpunkt steht unter anderem die Villa Garbald als Beispiel für das Zusammenspiel von traditioneller und moderner Architektur im Bergell. Die Villa bietet für diesen Anlass auch Übernachtungsmöglichkeiten. Weitere Informationen sind dem Detailprogramm zu entnehmen.

Unterstützung für Doktoratsprogramme

Mit der von der Schweizerischen Universitätskonferenz finanziell geförderten Doktoratsausbildung, unterstützt die ETH Zürich besonders Veranstaltungen auf dem Monte Verità und in der «Villa Garbald». Derzeit läuft der zweite Call for Proposals für Doktoratsprogramme und Module für das Doktoratsstudium. Anträge können bis zum 1. Oktober 2012 an den Rektor gesandt werden. Weitere Auskünfte erteilt Christoph Niedermann, wissenschaftlicher Adjunkt des Rektors, unter der E-Mail: niedermann@sl.ethz.ch.