Veröffentlicht: 25.04.12
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Durch die Blume schreiben

Der Schweizer Typograph und Künstler Imre Reiner beschäftigte sich zeitlebens mit den plastischen Qualitäten der Schrift. Schrift und Bild gehen bei Reiner aussergewöhnliche Synthesen ein. Die Graphische Sammlung zeigt nun die verschiedenen Aspekte seines Werks.

Franziska Schmid
Brief von Imre Reiner an Willi Vogt, 1969 (Bild: Privatsammlung)
Brief von Imre Reiner an Willi Vogt, 1969 (Bild: Privatsammlung) (Grossbild)

E - T - H – eigentlich bloss drei Buchstaben – als Logo zusammengefügt werden die Buchstaben aber zum Sinnbild für exzellente Forschung und Bildung. Buchstaben sind mehr als die graphische Festlegung eines bestimmten Lautes. Der symbolische und künstlerische Wert hinter den Buchstaben beschäftigte den Schweizer Typographen und Künstler Imre Reiner (1900-1987) sein ganzes Leben lang. Eine Ausstellung in der Graphischen Sammlung der ETH Zürich zeigt nun verschiedene Facetten des Werks von Imre Reiner.

Loderndes A und Vögeli-V

Imre Reiner entwickelte bereits in den 30er Jahren verschiedene Schriften. So stammen künstlerisch anspruchsvolle Schriften wie Corvinus, Matura oder Reiner Script von ihm. Aber Reiner ging noch weiter: In der Ausstellung sind frühe Formen von Logos ausgestellt, welche Schrift und Inhalt noch enger miteinander verknüpfen. Reiner nannte diese Schriftzüge allerdings noch Monogramme und – was heute eher ungewöhnlich ist – zeichnet sie liebevoll mit Tusche.

Als Illustrator verwendete Reiner auch Holzschnitte oder Holzstiche. Aufwendig bebilderte er Werke von Aristophanes, Novalis und Voltaire und auch hier gehen graphische und künstlerische Elemente ineinander über. Die A-Initiale lodert, weil es auch bei Voltaire im Text brennt. Und sind die Vögel bei Aristophanes nicht aus dem Buchstaben V zusammengesetzt? Wer sich auf Reiners Werk einlässt, entdeckt sie plötzlich überall: die Buchstaben.

Blumige Briefe

Klar, schrieb einer wie Imre Reiner nicht einfach simple Briefe. Er schmückte sie mit floralen Motiven, Früchten und Nüssen. Die Schrift fliesst um die Zeichnungen herum oder füllt diese aus. Dabei sind die Zeichnungen aber nicht nur ein Gestaltungselement, sondern auch Inhalt. So wollte Reiner zum Beispiel nicht nur die Schönheit des Herbstes beschreiben, vielmehr wollte er sie auch im Brief künstlerisch festhalten. Eine Auswahl dieser besonderen Briefe ist – neben zahlreichen Illustrationen und Bildern – noch bis zum 22. Juni in der Graphischen Sammlung der ETH Zürich zu sehen.

Ausstellung Schrift-Bild

Die Werke Imre Reiners, 25. April - 22. Juni 2012,
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 - 17 Uhr, Mittwoch bis 19 Uhr, Sa und So geschlossen, Eintritt frei.
Die Führungen Kunst am Montagmittag finden jeweils zur laufenden Ausstellung statt. Ort: Graphische Sammlung, ETH Zentrum HG E 52, Rämistrasse 101, 8092 Zürich.

 
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