Energiezukunft Schweiz: Kritischere Studien

Den überstürzten und parteiideologisch beschlossenen Ausstieg aus der Kernenergie wird sich zu einem künftigen «Energiekosten-GAU» entwickeln. Gemäss der wissenschaftlichen Studie vom IWSB (Volkswirtschaftliche Auswirkungen der Energiestrategie 2050 des Bundesrates vom Ausgabe März 2012) werden sich die Energiekosten mit diesem bundesrätlichen Zukunftsszenario exorbitant erhöhen. In Folge dessen ist davon auszugehen, dass der Verbleib von Industriezweigen mit stromintensivem Verbrauch aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr gerechtfertigt ist. Eine Abwanderung dieser Industriezweige ist somit nicht aufzuhalten und können kaum mit neuen Unternehmungsansiedlungen gleichwertig ersetzt werden. Die daraus entstehenden wirtschaftlichen Folgen für die Schweiz sind nicht absehbar und weitere Zulieferbetriebe werden sich der Existenzfrage stellen müssen. Höhere Strompreise für private Haushalte erwirken logischerweise einen Kaufkraftverlust, der sich wiederum auf die anderen Konsumgüter auswirkt, resp. nicht mehr zur Verfügung steht, also einen Konsumverzicht nach sich zieht. Bei einem Ansteigen der Energierechnungen der Güterproduzenten belasten diese die höheren Strompreise und Überwälzen sie auf die Güterpreise. Diese höheren Strompreise haben wiederum Auswirkungen auf eine Vielfalt von Haushaltstypen. Insbesondere betroffen sind in erster Linie Singlehaushalte mit einem hohen Stromverbrauch pro Kopf, z.B. Rentner. Die bundesrätlichen Energieberechnungen, dass bei Verteuerung des Strompreises der Stromverbrauch (in der Annahme, dass alle außer den vorher genannten Rahmenbedingungen gleich bleiben) fast halbiert werden kann ist ein fataler Trugschluss. In der Schlussfolgerung sind alle Energiespar-Visionen, die in „erneuerbaren“ und „nichterneuerbaren“ Kategorien denken, zum Scheitern verurteilt, weil sie zu sehr einengen und falsche Massstäbe ansetzt. Eine seriöse Diskussion muss sich von solchen Denkmustern lösen und wissenschaftlich die Vor- und Nachteile der verschiedenen Energieformen beinhalten. Eine Energie-Diskussion muss sich an folgenden Kriterien orientieren: 1. Welche Energien erzeugen am wenigsten CO2 pro nutzbare kWh. Dieses sogenannte CO2- Äquivalent muss über die ganze Lebensdauer und alle Aspekte des Energieerzeugers ermittelt werden. Sicher keine leichte Aufgabe. 2. Mit welchem Energiemix hat ein Land die geringste Ausland-Abhängigkeit 3. Welcher Energiemix erzeugt am wenigsten Landverbrauch. Dies muss auch definiert sein. 4. Keine Subventionen von Energien, bevor nicht klar ist, wohin der Weg führt. Dezentrale Energieerzeugung ist sicher begrüssenswert. Doch muss man sich im Klaren sein, dass eventuell eine zweite Infrastruktur (Netze) aufgebaut werden muss, um allfällige Stromausfälle zu kompensieren. Diese Zusatzinfrastruktur ist naturgemäss wenig ausgelastet, muss jedoch die volle Leistung bringen und kostet entsprechend. Beispiel: Hybridfahrzeuge werden als besonders energiesparende Fahrzeuge gelobt. Jedoch ist man sich überhaupt nicht im Klaren, dass solche Fahrzeuge über zwei Antriebssysteme verfügen, die hergestellt und wieder einmal entsorgt werden müssen. Das Fahrzeug wird dadurch schwerer, was wiederum mehr Energie erfordert. Hat schon einer die Ökobilanz solcher Fahrzeuge betrachtet? Wohl einziges Kriterium ist der Benzinverbrauch. Wie aber der zusätzliche Strom dafür hergestellt wird? Wer macht sich schon darüber Gedanken. Dass Solarzellen eine wesentlich schlechtere CO2-Bilanz aufweisen als der Schweizer Strommix, ist den wenigsten bekannt. Wenn nun das CO2 der effektive Klimawandler ist, warum werden dann überhaupt noch Solarzellen hergestellt? Mit einer Gesamtbetrachtung lässt sich eben schlecht Politik machen. Da eignen sich positive Schlagworte wie CO2-neutral oder erneuerbar viel besser. Egidio Cattola

Egidio Cattola - 12.11.12

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