Veröffentlicht: 20.09.11
Campus

Startschuss für einen neuen Studiengang

Für 2700 Erstsemestrige ging gestern der Ernst des Studiums los. Auch Patrick, Tino, Lukas und Lucija hatten ihren ersten Tag an der ETH: Sie gehören zu den ersten Bachelor-Studierenden des neuen Studiengangs Health Sciences and Technology, einer innovativen Ausbildung im Spannungsfeld von Mensch, Gesundheit und Technologie.

Alice Werner
«Im Rahmen des Studiums will ich auf jeden Fall mein Lehrdiplom für Sport machen.»(Bild: Alice Werner)
«Im Rahmen des Studiums will ich auf jeden Fall mein Lehrdiplom für Sport machen.»(Bild: Alice Werner) (Grossbild)

Der erste Tag an der Hochschule ist für alle Studienanfänger spannend – und auch ein wenig anstrengend. Lucija, 18, die eben erst aus der 3000-Seelen-Gemeinde Samedan im Engadin nach Zürich, «in die grösste Stadt der Schweiz» gezogen ist, sieht das genauso: «Ich bin total aufgeregt. Vielleicht, weil ich überhaupt keine Ahnung habe, was mich hier im Studium erwartet.» Damit steht sie nicht allein da: Für 2700 Erstsemestrige fiel gestern der Startschuss an der ETH. Doch Lucija gehört zu den 152 Bachelor-Studierenden, die sich für den neu lancierten Studiengang Health Sciences and Technology eingeschrieben haben – «für den schliesslich noch keine Daten und Erfahrungswerte vorliegen».

Auch Tino aus Zürich hat überlegt, ob er ein Studium beginnen soll, das in dieser Form zum ersten Mal angeboten wird. Der 20-jährige ist in der gleichen Gruppe wie Lucija und nimmt während der Einführungsveranstaltung des Fachvereins Heat an einem Orientierungsrundgang durchs ETH-Hauptgebäude teil. «Letzlich», sagt er, «hat natürlich das Interesse für das Fach den Ausschlag gegeben, mit Health Sciences and Technology zu beginnen. Aber ich habe auch darauf vertraut, dass eine so renommierte Hochschule wie die ETH nur wohl durchdachte Studiengänge im Programm hat.»

Integrativer Ansatz

Wohl durchdacht und gleichzeitig innovativ ist das interdisziplinäre Studium Health Sciences and Technology tatsächlich: Mit dem Ziel, ganzheitliches Wissen über den menschlichen Organismus – vom gesamten Menschen bis zur zellulären Ebene des Körpers – zu vermitteln, verfolgt die Ausbildung einen integrativen Ansatz. «Genau das gefällt mir», sagt Lucija, «dass man sich nicht zwischen Medizin, Chemie und Biologie entscheiden muss, sondern die Grundlagen verschiedener Naturwissenschaften lernt.» So geht es im Fach «Molekulare Gesundheitswissenschaften» um den Einfluss von Genetik und Umweltfaktoren auf die Gesundheit sowie den Einfluss von Ernährung, Alter und Krankheiten auf die molekularen Prozesse der Energiehomöostase und des Stoffwechsels. Lukas, 20, der sich ebenfalls für diesen «neuen, spannenden Studiengang» entschieden hat, ergänzt: «Dazu kommen noch Mathematik, Informatik, Mechanik und Produktentwicklung – da hat man am Ende wirklich eine solide, breit abgestützte Ausbildung in der Tasche.»

Lehrdiplom für Sport

Neben den naturwissenschaftlichen und technischen Fächern stehen Lehrmodule aus den Bereichen molekulare Gesundheitswissenschaften, Gesundheitstechnologien sowie Bewegungswissenschaften und Sport auf dem Stundenplan. Vor allem letztere Module, in dem es um physiologische, neurologische und biomechanische Grundlagen der Bewegung geht, interessiert die Studierenden. Patrick ist 19 Jahre alt und kommt aus Uster. Für ihn war die Möglichkeit, während des Studiums zusätzlich das Sportlehrdiplom für Maturitätsschulen erwerben zu können, entscheidend. «Jetzt bin ich gespannt, wie viel Sportpraxis ich tatsächlich habe.» Auch Tino, Lukas und Lucija wollen dieses Angebot einer Monofachausbildung nutzen: Weil sie sich generell vorstellen können, später einmal im Bildungswesen oder der Rehabilitationsmedizin zu arbeiten. «Mit Querschittsgelähmten etwa.Das wäre eine Herausforderung», betont Tino.

Definitive Pläne für die Zukunft hegen die vier HEST-Neulinge aber noch nicht. Ob es sie später wohl eher in die biomedizinische Forschung, die medizintechnische Industrie oder in die Gesundheitspolitik zieht? «Mal abwarten, und alles auf sich zukommen lassen», lautet ihr Motto.

Das sei genau richtig, sagt Markus, Präsident vom Fachverein HEAT, der den neuen Studierenden zum Ende der Einführungsveranstaltung noch wichtige Überlebenstipps mit auf den Weg gibt: «Zum Studium gehört auch das Leben ausserhalb der Uni.» Nach einem ebenso informativen wie langen ersten Tag an der Hochschule dürfen sich Patrick, Tino, Lukas, Lucija und alle anderen Neuen des Studiengangs Health Sciences and Technology daher auf einen netten Grillabend am Hönggerberg freuen.

Studienanfänger an der ETH Zürich

2700 Neueintretende oder 150 Personen mehr als vor einem Jahr haben am Montag an der ETH Zürich ihr Studium in Angriff genommen. Der grössten Nachfrage erfreuen sich wie in den letzten Jahren die Maschineningenieur-Wissenschaften mit 476 neuen Studierenden (17.5%); dahinter folgt Architektur mit 301 Studierenden (11.1%). Hoch im Kurs stehen auch Physik, die Bauingenieurwissenschaften, Elektrotechnik und Informatik mit Eintrittszahlen zwischen 170 und 200. Mathematik mit 141 Neueintritten sticht als der Studiengang mit dem grössten Zuwachs heraus: 25% mehr Studierende als im Vorjahr wollen Mathematik studieren. 32% aller Neueintretenden sind Frauen. Rund 80% aller Erstsemestrigen besitzen einen Schweizer Pass. Dieser Anteil ist seit 2008 stabil geblieben.
Die Zahl der Masterstudierenden ist noch nicht bekannt, da interne Übertritte bis nach Semesterstart getätigt werden können. Als Referenz: Im vergangenen Jahr traten 1215 ETH-Bachelor ins Masterstudium über. Die Zahlen in diesem Jahr werden ähnlich ausfallen.
Dass die ETH Zürich einen guten Ruf als Forschungsuniversität geniesst, zeigt sich u.a. an der weiterhin rasch steigenden Zahl von Doktorierenden. Inzwischen sind 3830 junge Forscherinnen und Forscher ins Doktorat eingeschrieben, was gegenüber dem Vorjahr einem Plus von mehr als 6% entspricht. Der Gesamtbestand an Studierenden und Doktorierenden der ETH Zürich dürfte somit im Herbstsemester 2011 auf gegen 17'000 anwachsen, gegenüber 16'300 vor einem Jahr.

 
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