Veröffentlicht: 25.11.10

Von Selbstversorgern und Elektroradlern

Drei Studentenprojekte des 24-Stunden-Workshops «Ecoworks» wurden von einer Jury zur Umsetzung ausgewählt: Ein Gemeinschaftsgarten auf dem Hönggerberg, Elektrovelos zur Verbindung der beiden ETH-Standorte und ein Klub der Nachhaltigen, dessen Mitglieder ihre Erfolge über Internet austauschen.

Samuel Schlaefli
«Grow with us!»: Das Team «SeedCity grows» gehört zu den Gewinnern von Ecoworks und will auf dem Hönggerberg einen durch Studierende verwalteten Garten anlegen. (Bild: Joschi Herczeg)
«Grow with us!»: Das Team «SeedCity grows» gehört zu den Gewinnern von Ecoworks und will auf dem Hönggerberg einen durch Studierende verwalteten Garten anlegen. (Bild: Joschi Herczeg) (Grossbild)

24 Stunden lang haben 40 ETH-Studierende am 3. November über der Frage gebrütet: Wie kann die ETH Zürich ihren CO2-Ausstoss reduzieren und ihre Energie- und Materialeffizienz steigern? Sechs der Einer- bis Achterteams konkretisierten ihre Ideen daraufhin während zwei Wochen und legten die Ergebnisse einer Jury mit Vertretern der Abteilungen Sicherheit, Gesundheit und Umwelt, ETH Sustainability und Science City vor. Die Jury prüfte die Projekte nach Kriterien wie Wirkung, Finanzierung, Umsetzbarkeit und dem Engagement, mit dem sich die Studierenden für ihre Idee einsetzen. Am vergangenen Mittwoch wurden die drei Gewinnerprojekte bekanntgegeben.

«Urban farming» auf Science City

Die Gruppe «SeedCity grows» möchte das Bewusstsein für die Herkunft und Qualität von Nahrungsmitteln stärken. Das Fünferteam will deshalb auf rund 6500 Quadratmetern auf dem Hönggerberg einen selbstverwalteten Gemeinschaftsgarten anlegen, dessen Erträge in den Kantinen und den Küchen der dort wohnhaften Studenten verarbeitet werden sollen. Kompostierbare Abfälle aus der Kantine könnten laut den Initianten in grossen Tonnen zu Humus umgesetzt werden, der als Basis für den Gemüseanbau dient. In Zusammenarbeit mit «ProSpecieRara» sollen insbesondere vom Aussterben bedrohte Sorten angepflanzt werden. Laut Gruppenmitglied Aurelian Jaggi könnte der Garten zusätzlich für Forschungszwecke dienen und aus der Gartenarbeit auch Bachelor- oder Masterarbeiten von Biologen und Umweltnaturwissenschaftlern entspringen. Nachdem ein Kernteam das Projekt angestossen hat, sollen in Zukunft sämtliche im Garten anfallenden Arbeiten auf freiwilliger Basis von ETH-Studierenden auf dem Campus übernommen werden. Emissionen von Gemüsetransporten könnten so eingespart werden. Gleichzeitig wird die Biodiversität auf dem Campus unterstützt und das Wohlbefinden durch Begrünung sowie Förderung von gemeinschaftlichen Tätigkeiten gefördert.

Ebenfalls auf die Kraft der Gemeinschaft und Selbstorganisation setzt das Projekt «Change yourself together». Projektinitiantin Majka Baur erklärt: «Eigentlich wissen wir alle, dass unser Lebensstil nicht nachhaltig ist. Aber oft fehlen uns die Ideen, wo wir uns verbessern könnten.­» Deshalb will ihr Team einen Klub für ETH-Studierende und -Mitarbeiter aufbauen, die ihren ökologischen Fussabdruck verkleinern wollen. «Es ist wie beim Sport: Gemeinsam ist man viel motivierter als alleine», so Baur. Auf einer Website sollen Ideen präsentiert werden, wie jedermann seine CO2-Emissionen verringern kann. Baur nennt spontan zwei Vorschläge: Nur noch zweimal anstatt fünfmal pro Woche Fleisch essen oder Treppen steigen, anstatt den Lift zu benutzen. Auf der Website werden Mitglieder die eigenen Erfolge eintragen können, wodurch automatisch berechnet wird, wieviel Emissionen die gesamte Gruppe aufgrund ihrer Anstrengungen einspart. «So kann man seine Erfolge laufend verfolgen; das motiviert!», ist Baur überzeugt. Eine rein virtuelle Gruppe à la Facebook strebt die Gruppe jedoch nicht an. In regelmässigen Abständen sollen sich alle Involvierten treffen und ihre Erfahrungen austauschen. «Change yourself together» hat sich zum Ziel gesetzt, innerhalb von einem Jahr 100 Mitglieder zu gewinnen und durch deren Aktionen 30 Tonnen CO2 einzusparen, was in etwa zwölf Flügen von Zürich nach New York entspricht.

Pendeln mit dem Elektrovelo

Die dritte Gewinneridee entstammt der Studentenorganisation «Project 21». Das Team will die beiden Standorte ETH Zentrum und Hönggerberg mit elektrischen Velos verbinden. E-Bikes sind Velos, die durch einen elektrischen Motor unterstützt werden, wodurch weite Distanzen ohne grosse körperliche Anstrengung zurückgelegt werden können. Mit einem solchen Velo wäre auch die Steigung vom ETH Zentrum auf den Hönggerberg gut zu bewältigen. Die Studenten wollen im Wintersemester 2011 mit 20 Elektrobikes und zwei Stationen beginnen und das Netz danach kontinuierlich ausbauen. Gleichzeitig sollen die Elektrovelos auch Eingang in die ETH-Forschung finden und in Zusammenarbeit mit der Industrie weiterentwickelt werden.

Für die Umsetzung der drei Projekte stellt die Schulleitung insgesamt 100`000 Franken zur Verfügung. Roman Boutellier, Vizepräsident Personal und Ressourcen, betonte an der Siegerehrung, wie wichtig im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit neben der Forschung auch Projekte sind, die direkt beim Verhalten der Mitarbeiter und den Studierenden ansetzen. Die Ecoworks-Projekte seien insofern ein Paradebeispiel für einen «Bottom-up»-Ansatz, der wichtige Beiträge für eine nachhaltigere Gesellschaft leistet.

 
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