Veröffentlicht: 16.09.10
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Palmöl nachhaltiger produzieren

Im Rahmen des diesjährigen Tropentags hat Lian Pin Koh für seine Forschung zur Palmöl-Produktion den diesjährigen SFIAR Award erhalten. Sein Computermodell, mit dem er die bestmögliche Variante für den Anbau von Ölpalmen in Indonesien errechnete, überzeugte die Jury.

Peter Rüegg
Lian Pin Koh erhält von SFIAR-Präsident Padruot Fried den Preis für seine Forschungsleistung. (Bild: flickr.com / tropentag)
Lian Pin Koh erhält von SFIAR-Präsident Padruot Fried den Preis für seine Forschungsleistung. (Bild: flickr.com / tropentag) (Grossbild)

Indonesien ist der weltgrösste Produzent von Palmöl und plant, seine Produktion bis 2020 zu verdoppeln, denn der wachsende Hunger nach «Bio»-Treibstoffen kurbelt die Nachfrage weiter an. Die Expansion der Ölpalmen-Plantagen und die damit verbundene Energieproduktion konkurriert jedoch stark mit anderen Interessen: Schutz des Regenwaldes, der Biodiversität und des Klimas über die Bindung von Kohlenstoff in der Biomasse. Die Palmöl-Produktion kollidiert auch mit der Nahrungsmittelproduktion sowie mit der wirtschaftlichen Entwicklung der ländlichen Gebiete. «Jede der genannten Aufgaben ist für sich betrachtet schon eine grosse Herausforderung», brachte es Lian Pin Koh, Oberassistent bei Professor Jaboury Ghazoul vom Institut für Terrestrische Ökosysteme der ETH, auf den Punkt.

Ob es wirklich nur «fuel or food» heissen muss, ergründete Lian Pin Koh während seines Postdocs an der ETH. Er erstellte ein Computer-Modell, das es ermöglicht, die verschiedenen Bereiche unterschiedlich stark zu gewichten und die Interessen gegeneinander abzuwägen. Für diese Arbeit erhielt er am 15. September 2010 im Rahmen des Tropentags an der ETH den SFIAR Award 2010, der mit 5000 Franken dotiert ist.

Kompromiss muss sein

Es sei nicht möglich, an einem Rädchen des Systems zu drehen, ohne dass ein anderes an Qualität einbüsse, gab Koh zu verstehen. Das Modell helfe aber, die beste Mischrechnung zu finden, die die Interessen ausgleicht. Entscheidet sich Indonesiens Regierung für den Business-as-usual-Ansatz, werde die Regenwaldfläche weiterhin stetig und bis 2020 stark schrumpfen, sagte Koh. Ebenso wenig funktioniert eine Lösung, die nur den Regenwaldschutz berücksichtigt. Die beste Lösung gemäss diesem Modell ist denn auch ein Mittelweg: Expandiert die Palmölproduktion auf degradierte Flächen und auf Land, das für die Produktion von Nahrungsmitteln ungeeignet und arm an gespeichertem Kohlenstoff ist, so können die verschiedenen Interessen ziemlich gut berücksichtigt werden. Bei einem solchen Mittelweg ist zudem die politische und soziale Akzeptanz am grössten.

Koh stellt sein Tool, das um weitere Module wie finanzielle Erlöse oder den Einfluss auf die Lebensgrundlage der Einwohner erweiterbar ist, auf seiner Internetseite allen Interessierten kostenlos zur Verfügung. In seiner Präsentation drückte der ETH-Forscher seine Hoffnung aus, dass Entscheidungsträger in Indonesien darauf zurückgreifen. Damit, so sagte er, wolle er Hand bieten, damit bessere Entscheidungen in Bezug auf den Anbau von Ölpalmen getroffen werden können.

Blog zum Tropentag

Der Tropentag ist eine internationale Konferenz, die seit 1997 alljährlich stattfindet. Die Veranstaltung ist international ausgerichtet und bringt Wissenschaftler, Studierende, Doktoranden, Experten der Entwicklungszusammenarbeit und Vertreter von Geldgebern zusammen. Organisiert wird die Tagung von verschiedenen deutschen Universitäten, dem Nord-Süd-Zentrum der ETH Zürich, dem Council for Tropical and Subtropical Agricultural Research (ATSAF) in Zusammenarbeit mit der Beratungsgruppe Entwicklungsorientierte Agrarforschung der GTZ. Zum ersten Mal fand der Tropentag dieses Jahr ausserhalb Deutschlands an der ETH Zürich statt. Ein Team aus 12 Studentinnen und Studenten verfolgte den Kongress in Echtzeit und bloggte laufend darüber. Die Resultate sind zu sehen unter http://blog.tropentag.de/

 
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