Veröffentlicht: 20.08.10
Science

Dem Klima auf der Spur

Morgen, 21. August, eröffnet die Ausstellung «2° - Das Wetter, der Mensch und sein Klima» in Basel. Die erfolgreiche Sonderausstellung des Deutschen Hygienemuseum in Dresden wurde um viele Schweizer Exponate ergänzt. In einer begleitenden Vortragsreihe präsentieren Experten der ETH Zürich aktuelle Themen aus der Klimaforschung.

Claudia Hoffmann
Die blauen Zacken zeigen die Schwankungen der CO2-Konzentration in der Atmosphäre im Verlauf der letzten 800'000 Jahre. Nie zuvor gab es einen so starken CO2-Anstieg wie heute. (Bild: Claudia Hoffmann / ETH Zürich)
Die blauen Zacken zeigen die Schwankungen der CO2-Konzentration in der Atmosphäre im Verlauf der letzten 800'000 Jahre. Nie zuvor gab es einen so starken CO2-Anstieg wie heute. (Bild: Claudia Hoffmann / ETH Zürich) (Grossbild)

Die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius beschränken: Dieses Ziel unterzeichneten über Hundert Staaten auf der Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember 2009. «2 Grad» lautet auch der Titel der Ausstellung, die vom 21. August 2010 bis zum 20. Februar 2011 im Kunstfreilager Dreispitz in Basel zu sehen ist. Im Mittelpunkt steht der Mensch und sein Verhältnis zu Klima und Wetter. Sie wurde vom Deutschen Hygienemuseum in Dresden konzipiert und eigens für die Schweiz angepasst. Auf einer Fläche von 1500 Quadratmetern erwarten die Besucher 365 Exponate, Filme und interaktive Elemente. In vier Teilen zeigt die Ausstellung, wie Wetter und Klima funktionieren, wie sie sich auf den Menschen auswirken und wie dieser seine Umwelt beeinflusst.

Vorträge von ETH Klima-Experten

Begleitend zur Ausstellung findet die Vortragsreihe «Die ETH Zürich zu Gast in Basel» statt. An insgesamt sechs Terminen berichten je zwei ETH-Professoren über Themen aus ihrer aktuellen Klimaforschung, zum Beispiel Reto Knutti, ETH-Professor am Institut für Atmosphäre und Klima. Er erklärt mit seinem Kollegen Christoph Schär, wie mit Hilfe von Modellen Aussagen über das Klima der nächsten 20, 50 oder 100 Jahre getroffen werden können.

Laut Knutti werden in der Schweiz besonders die Landwirtschaft und der Tourismus vom Klimawandel betroffen sein. Schon heute könne man starke Veränderungen im Landschaftsbild beobachten, insbesondere den Rückzug der Gletscher. Die aktuelle Ausstellung könne dazu beitragen, ein grösseres Problembewusstsein zu schaffen, was seiner Meinung nach nötig ist, um den Klimaschutz umzusetzen. Das Zwei-Grad-Ziel sei inzwischen zu einem Symbolbild in der politischen Diskussion geworden. «Zwei Grad sind vielleicht das Beste, was wir erreichen können, und das Schlimmste, was noch toleriert werden kann», sagt er.

Wissenschaftlich begleitet wurde die Ausstellung in Basel von Experten des Nationalen Forschungsschwerpunkts Klima, zu dem auch viele ETH-Forscher gehören. Etwa ein Drittel der Ausstellungsstücke stammen aus der Schweiz. Auch Erkenntnisse aus der Klimaforschung der ETH flossen ein. Ulrike Lohmann, ETH-Professorin am Institut für Atmosphäre und Klima, gibt auf einem der Video-Monitore Auskunft zur Wolkenbildung, die noch immer einen grossen Unsicherheitsfaktor in den Klimaberechnungen darstellt. Die Professorin hatte Gelegenheit, die Ausstellung vorab zu besuchen und findet die thematische Umsetzung sehr gelungen.

Der Mensch als Verursacher und Betroffener

In der Ausstellung zeigen historische und moderne Messinstrumente sowie Wetteraufzeichnungen den uralten Wunsch des Menschen, das Wetter vorherzusagen. Mit interaktiven Elementen können sich die Besucher sogar selbst als Regenmacher versuchen oder mit einer Maschine Blitze erzeugen. «Klimazeugen» berichten in Videoaufzeichnungen von den Spuren des Klimawandels in ihrem Leben, wie zum Beispiel der Jäger in Grönland, wo das Packeis jedes Jahr früher auftaut. Eindrücklich wird auch das Ausmass der Gletscherschmelze in den Alpen verdeutlicht. Im ersten Ausstellungssaal steht ein Teil der Leiter, die den Zustieg zur Konkordiahütte oberhalb des Aletschgletschers ermöglicht. Sie muss jedes Jahr verlängert werden, weil der Gletscher immer weiter zurückweicht und inzwischen 150 Meter unterhalb der Hütte endet.

Wettermacher am Werk

Der vierte Teil der Ausstellung, der den Titel «Wetter machen» trägt, beschäftigt sich mit den Möglichkeiten, das Wetter gezielt zu lenken. Dort ist beispielsweise eine Hagelrakete zu sehen, wie sie in der Schweiz schon zum Schutz vor Hagelschäden in der Landwirtschaft eingesetzt wurde. Neben dem wissenschaftlichen wirft die Ausstellung auch einen kulturhistorischen Blick auf das Thema. So werden zum Beispiel Werkzeuge von Regenmachern aus Afrika gezeigt. Und auch der Böögg ist eigens aus Zürich angereist. In der Ausstellung ist der 1,50 Meter hohe Kopf des künstlichen Schneemanns zu sehen, der beim Zürcher Sechseläuten das Sommerwetter vorhersagt.

 
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