Veröffentlicht: 10.05.10
Science

Energiesparen lohnt sich

Wer weniger Strom braucht, spart Geld und schont die Umwelt. Oft hapert es aber an der Umsetzung guter Vorsätze. Eine neue Software aus dem Bits to Energy Lab der ETH Zürich soll den Konsumenten zeigen, dass Energiesparen einfach ist und Spass macht.

Kathrin Schaffner
Die regelmässige Eingabe des Stromverbrauchs mit Hilfe  des «Smart Meters» wird mit Sammelpunkten, Geschenken und Verlosungen belohnt. (Bild: Tom Raftery / flickr)
Die regelmässige Eingabe des Stromverbrauchs mit Hilfe des «Smart Meters» wird mit Sammelpunkten, Geschenken und Verlosungen belohnt. (Bild: Tom Raftery / flickr)

Der Arbeiter erhält einen Lohn, der Fussballmeister einen Pokal – winkt ein Preis, ist keine Anstrengung zu gross. Diese simple Tatsache liegt der Idee einer Forschergruppe des Bits to Energy Lab der ETH Zürich zugrunde. Ihre Online-Plattform «Velix» soll den Kunden von privaten Stromversorgern das Energiesparen schmackhaft machen. Gleichzeitig liefert sie den ETH-Wissenschaftlern detaillierte Informationen zum Konsumentenverhalten.

Beurteilung der Energieeffizienz

Der Energiekunde trägt mindestens einmal pro Woche seinen aktuellen Stromverbrauch in sein «Velix»-Profil ein. Macht er das dreimal, erhält er von seinem Stromversorger ein kleines Geschenk. Gibt er weiterhin einmal monatlich seinen Zählerstand ein, nimmt er an den regelmässigen Verlosungen teil und kann ein Elektrofahrrad oder eine energiesparende Kaffeemaschine gewinnen. Ausserdem erhält er Punkte, die er beim Stromversorger gegen Dienstleistungen oder Produkte tauschen kann.

Das blosse Eintippen des Zählerstandes spart jedoch noch keine Energie. Deshalb bekommen «Velix»-Mitglieder nicht nur Geschenke. Gleich zu Beginn wird die Energieeffizienz ihres Haushalts beurteilt, und sie erhalten Tipps fürs Energiesparen. Je konkreter sie ihre Wohnsituation beschreiben, desto genauer fällt die Einschätzung und das Feedback aus. Die Kunden sollen dadurch ihren Stromverbrauch kennen und allmählich senken lernen.

Die Forscher des Bits to Energy Lab erfahren von «Velix», was zum Stromsparen motiviert: der Vergleich des eigenen Verbrauchs mit der Bevölkerung des Landes oder mit den Nachbarn? Eine Beurteilung des Haushalts durch Smileys oder durch Noten? Gezielte Werbung für Ökostrom?

Die Projektverantwortlichen Tobias Graml und Claire-Michelle Loock bezeichnen die Studie als einmalig. Solche Daten seien bisher meistens in Studien mit wenigen Haushalten erhoben worden. Die Informationen braucht die Forschergruppe, um die Software weiterzuentwickeln und so noch mehr Menschen zum Energiesparen zu motivieren.

Massenphänomen Energiesparen

Zurzeit wird «Velix» von den Kunden der Vorarlberger Kraftwerke (VKW) getestet, die in Vorarlberg oder dem Versorgungsgebiet im Westallgäu wohnen. Seit dem Aufschalten der Plattform Anfang April haben sich rund 4000 Kunden registriert. Die Aktion läuft noch bis Frühling 2011. Die VKW erhoffen sich von der Aktion, dass diese ihre Kunden zum Energiesparen bewegt. Die Kraftwerke kommen so den gesetzlichen Vorgaben zur Steigerung der Energieeffizienz nach und sind weniger stark vom teuren Strom ausländischer Anbieter abhängig.

Österreich ist eines von vielen europäischen Ländern, deren Strommarkt privatisiert ist und in denen die Kunden ihren Stromversorger frei wählen. Seit der EU-Energieeffizienzrichtlinie 2006 treiben die Regierungen die Einführung so genannter «Smart Meters» voran. An diesen intelligenten Zählern, die in immer mehr Haushalten installiert werden, kann der Konsument seinen Stromverbrauch und den aktuellen Tarif rund um die Uhr ablesen.

Ziel der kostspieligen Neuerung ist es, durch mehr Transparenz einen bewussteren Umgang mit Energie zu fördern. Bisher wurde aber weniger Energie gespart als erhofft und viele Konsumenten stehen dem Smart Metering skeptisch gegenüber. Der Nutzen von Smart Metering sei bisher unklar und zu technisch kommuniziert worden, sagt Claire-Michelle Loock. Der wettbewerb- und gewinnorientierte Ansatz von «Velix» könnte die Konsumenten dazu bewegen, Spass am Energiesparen zu bekommen und nach der Aktion mit dem Smart Meter weiter zu arbeiten.

Auch in der Schweiz könnte der Strommarkt in absehbarer Zeit liberalisiert werden, sagt Loock. Dann könnte jeder Kunde seinen Stromversorger frei wählen. «Velix» wäre dann auch für Schweizer Energieversorger und Konsumenten interessant. Mit der Unterzeichnung des Kyoto-Abkommens verfolgt die Schweiz ehrgeizige Klimaziele. Um diese zu erreichen, ist es laut Tobias Graml nötig, dass Energiesparen zu einem Massenphänomen wird.