Veröffentlicht: 28.04.10
Kolumne

ETH - eine Beziehungsgeschichte

Vanessa Hugo
Vanessa Hugo, Leiterin ETH Alumni Career Services (Bild: M. Estermann)
Vanessa Hugo, Leiterin ETH Alumni Career Services (Bild: M. Estermann) (Grossbild)

Wie ich zur ETH Zürich kam? Ja, das habe ich mich auch oft gefragt. Wie es aussieht, war es Liebe auf den ersten Blick. Und die Liebe entbehrt bekanntlich jeglicher Logik.

Warum Zürich? Aufgewachsen bin ich in einem 700-Seelendorf im Walliser Talgrund (650 m.ü.M), das mittlerweile dank denen, die «Besseres» zu tun hatten anstatt zu studieren, nun fast 800 Seelen zählt. Die Idee, mal in einer richtigen Grossstadt zu leben, hat mich fasziniert. Zürich musste es sein. DIE grosse Stadt in der Schweiz.

Mit einem Roggenbrot, Hamma und Hauswürsten im Handgepäck und dem Warnruf meiner Oma «Hüte Dich vor den Drogen!» im Ohr ging es also in Richtung Zürich. Schlappe vier Stunden dauerte die Reise damals zu jener Zeit, bevor die SBB meine ganzen Bittbriefe erhört und mir einen Lötschbergbasistunnel gebaut hat. Heute rase ich in zwei Stunden von Zürich nach Brig, da lohnt es sich kaum sich hinzusetzen und SBB-Wettbewerbe auszufüllen (ich will ein 1. Klasse GA gewinnen!), so schnell geht das.

An die ETH kam ich beim ersten Mal durch eine Verkettung einiger mehr oder weniger glücklicher Umstände. Wie das genau zustande kam, das bleibt jetzt mal privat. Der ausschlaggebende Punkt war dann aber, dass mir ein Kollege, der übrigens sein Studium in der Vordiplomsphase fast, aber eben nicht ganz hingeschmissen hätte, in den rosarotesten Tönen von seinem Biologiestudium vorgeschwärmt hatte. Und es kam, wie es kommen sollte: Biologiestudium an der ETH.

Das soll jetzt aber kein Reisebericht werden, obwohl es sich ein wenig danach anhört. Nein, ich schreibe hier über eine Beziehung, die bis heute anhält! Die Beziehung zur Eidgenössisch Technischen Hochschule Zürich!

Nachdem der Studienentschluss gefallen war, stand ich irgendwann also tatsächlich in der etwas düster wirkenden Haupthalle des ETH Hauptgebäudes und trabte einer Gruppe Neuankömmlingen des Departements Physik an ihrem Einführungstag hinterher. Nicht etwa, weil ich mich für ein Physikstudium eingeschrieben hätte, nein, sondern weil ich mich gleich am ersten Tag an der ETH verlaufen und so meine Biologiekolleginnen und -kollegen verpasst hatte.

Zürich ist halt schon gross. Und die ETH auch. Man kann sich bekanntlich darin verlaufen. Wer das nicht glaubt, der halte sich in der ersten Woche nach Semesterbeginn auf einem Stockwerk unter der Polyterrasse auf. Dort, wo es – angeblich – Toiletten geben soll. Sie werden erstaunt sein, wie viele verirrte Neulinge auf der Suche nach dem stillen Örtchen dort herumirren. Und vielleicht finden Sie auch noch welche, die den Rückweg in den Hörsaal nicht mehr finden. Hier seien mal all jene, die sich im «bqm» ein, zwei oder mehr Bierchen gegönnt haben, nicht mitgezählt.

Nach meinem kurzen Abstecher zu den Physikstudierenden fand ich dann meine Bioklasse doch noch und so nahm meine Beziehung mit der ETH ihren Lauf. Eine Beziehung, die in ihren Grundzügen dadurch gekennzeichnet war, dass ich mehrmals überlegt habe, fremdzugehen (zur Uni) und mit einer grösseren, ganzjährigen Trennung, bei der das Motto war, je weiter weg, desto besser. In meinem Falle ans andere Ende der Erdkugel: nach Neuseeland.

Zur definitiven Trennung kam es aber nie. Dazu wusste ich die guten Seiten eines ETH–Studiums, wie Struktur, klare Deadlines, super Kollegen, tolles ASVZ-Sportprogramm, günstiges Essen und «bqm», doch zu sehr zu schätzen. Also durchziehen bis zum Ende. Das kam im 2005. Ich war ab sofort Alumni der ETH. Tolles Gefühl!

2007 brachte mir ein Stellenaushang auf der ETH-Alumni-Jobbörse meine erste Anstellung – und brachte mich schnurstracks zurück an die ETH. Alte Liebe rostet nicht, würde ich sagen.

Nein, dieses Mal bin ich nicht Physikstudierenden nachgelaufen, das Alumni Büro habe ich schnell gefunden und habe mich seither nur noch selten in den ETH-Gängen verirrt. Diese Geschichte hat ein Happy End. Die ETH ist, trotz oder gerade wegen allem, eine Beziehung wert.

Zur Autorin

Vanessa Hugo ist diplomierte Naturwissenschaftlerin ETH mit Walliser Wurzeln. Seit 2007 ist sie zuständig für die Career Services der ETH-Alumni-Vereinigung. Schon während des Studiums profitierte sie vom Mentoring der Career Services, fand ihren Job über die ETH-Alumni-Stellenbörse und richtet sich nun als Leiterin ETH Alumni Career Services mit ihren Events selber an Studierende und Alumni der ETH. Die fleissige Bahnfahrerin, die regelmässig auf der Strecke Zürich-Brig anzutreffen ist, wartet darauf, irgendwann ein 1.-Klasse-GA zu gewinnen, damit sie im Zug noch besser schlafen kann. Sie lebt und arbeitet in Zürich und geniesst ihre Freizeit im Wallis. An beiden Orten fühlt sie sich wohl und schätzt die Kontraste zwischen Stadt und Land. Sie ist am liebsten draussen in der Natur, reist gerne oder beobachtet gebannt eine Herde Schwarznasenschafe. Wer mit ihr ins Gespräch kommen möchte, spendiert ihr einen Apricotine, Marke Morand.

 
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