Veröffentlicht: 27.01.10
Citius-Bob

Schweizer Bobfahrer mit Kurs auf Olympia

Die Weltcuprennen sind vorbei, der Citius-Bob hat sich bewährt: Der Zweier der Schweizer Athleten hat gar einen Bahnrekord am Königssee eingefahren. Im Vergleich gab es mit dem Vierer eher Anlaufschwierigkeiten. Jedoch auch Ivo Rüegg, der von Anfang an keinen Vierer-Citius fuhr, blieb mit seinem Vierer hinter den Erwartungen.

Simone Ulmer
Der Citius-Bob in voller Fahrt: Vor etwas mehr als einem Jahr fuhr er erstmals auf der österreichischen Bobbahn in Igls. (Bild: Pablo Faccinetto)
Der Citius-Bob in voller Fahrt: Vor etwas mehr als einem Jahr fuhr er erstmals auf der österreichischen Bobbahn in Igls. (Bild: Pablo Faccinetto) (Grossbild)

Begeistert berichtete Christian Reich am 11. Januar vom «Bahnrekord für die Ewigkeit» von Beat Hefti und Thomas Lamparter mit dem Citius-Zweierbob am Königssee vom Tag zuvor: «Die Bobbahn wird im Februar 2010 im unteren Teil umgebaut. Deshalb wird der Bahnrekord von genau 49 Sekunden in den Geschichtsbüchern stehen bleiben.» Reich ist ehemaliger Bobfahrer und heute Leiter des Bob-Projekts Citius, bei dem sich die ETH Zürich, der Schweizer Bobverband und die Industrie zusammenschlossen, um den Olympiabob für Vancouver zu bauen.

Dritten Startplatz gesichert

Trotz der Freude über den Bahnrekord schaffte es das Team Hefti am Königssee nur auf Platz 3, weil der Bob im ersten Lauf die Wand einmal zuviel touchierte. Zuvor gab es aber für das Team in drei Weltcuprennen die Goldmedaille. Die grossen Schweizer Favoriten mit dem Citius-Zweierbob, die Piloten Beat Hefti und Ivo Rüegg, verfehlten während des Weltcups nur einmal einen Podestplatz: Ausgerechnet in ihrer Heimat, im vorletzten Weltcuprennen in St. Moritz, riss die Erfolgswelle ab. Aber trotz allem gab es Grund zum Feiern: Daniel Schmid und Jürg Egger sicherten der Schweizer Mannschaft mit einem Citius-Schlitten einen dritten Startplatz für die Zweier-Bobs der Herren in Whistler. Nur die drei besten Nationen dürfen drei Mannschaften ins Rennen schicken. Neben der Schweiz sind das Deutschland und die USA.

Auch wenn es in St. Moritz für die Bobfahrer nicht ganz so glatt lief, machte der Abschluss der Weltcupsaison, die Europameisterschaft im österreichischen Igls, den Patzer wieder wett: Rund vierzehn Monate, nachdem der Citius-Bob erstmals in Igls aufs Eis durfte (siehe ETH Life vom 19.12.2008), holte sich dort am vergangenen Wochenende Beat Hefti mit dem Citius-Zweier den Europameistertitel. Daniel Schmid wurde Dritter. Ivo Rüegg reichte es nur auf Platz 9, jedoch sicherte er sich trotzdem den 1. Rang in der Gesamt-Weltcupwertung.Mit dem Vierer-Bob holte er in Igls die Silbermedaille.

Die Schweizer seien in diesem Jahr mit den Zweier-Bobs so gut wie schon lange nicht mehr, freut sich Christian Reich. Für ihn ist klar, dass der Citius-Bob dazu einen wesentlichen Beitrag leistet. Die Vergangenheit im Bobbau hat gezeigt, dass es nicht selbstverständlich ist, dass Neuerungen direkt zum Schnellersein verhelfen. Mit den Citius-Bobs scheint dies aber gelungen zu sein. Dass die Schweizer im Vierer eher schwach sind, liegt nach Reichs Einschätzung an den Athleten. «Die Bobs sind gut», davon ist er überzeugt. Die im Vierer unter den Erwartungen liegenden Resultate von Ivo Rüegg, der nicht auf einem Citius-Bob fährt, scheinen dies zu bestätigen. Auch hat Hefti in St. Moritz sein schlechtestes Vierer-Rennen gefahren, als er auf seinen alten Bob anstatt Citius zurückgegriffen hatte.

Optimieren bis zum Schluss

Obwohl sich die Athleten beinahe schon auf dem Weg nach Olympia befinden, arbeiten die Wissenschaftler im Hintergrund daran, den Bob noch schneller, noch besser zu machen. Pascal Arnold, Doktorand von Christoph Glocker, Professor am Institut für mechanische Systeme, möchte für seine Dissertation auch nach den Olympischen Spielen weiter am optimalen Bob forschen. Dafür braucht er so viele Vergleichsdaten von Testfahrten wie möglich. Deshalb erklärte sich Glocker bereit, in weitere Testfahrten während der letzten Januarwoche in St. Moritz zu investieren. «Dort werden wir neue Elemente der Aufhängung des Bobs testen», sagt Arnold, «nur so können wir zeigen, ob und wie gut die Verbesserungen greifen.»

Auf dem Weg in die Quarantäne

Die weiteren Tests kommen auch den Athleten zugute. Reich testet die neuen Teile in den Citius-Prototypen Anfang Woche während Testfahrten. Ende der Woche treten diese dann gegen die Citius-Bobs, die bei Weltcup-Rennen im Einsatz waren, an. Theoretisch besteht dann noch Gelegenheit, die eine oder andere Änderung vorzunehmen. Aber bereits Anfang Februar fliegen die Bobs nach Vancouver und stehen dort bis zu den Olympischen Spielen unter «Quarantäne». Spannend bis zum Schluss wird bleiben, welcher Bob für welches Team nach Vancouver fliegen wird.

Fünf Citius-Zweier am Start in Whistler

Bei den Schweizer Frauen verlief die Saison deutlich weniger erfolgreich als bei den Männern. Für die Pilotinnen Sabina Hafner und Fabienne Meyer war das letzte Rennen in Igls (AUT) entscheidend dafür, ob sie mit ihrem Citius-Bob in Vancouver mit dabei sein werden. Mit einer Silbermedaille für Hafner und ihre Anschieberin Hanne Schenk und einem 6. Platz für Fabienne Meyer und Caroline Spahni haben sich letztendlich doch noch zwei Teams der Frauen für Olympia qualifiziert. Voraussichtlich werden somit insgesamt fünf Citius-Zweier in Whistler am Start sein.

Projekt Citius

Für die Entwicklung der Vierer- und Zweier-Bobs für die Olympischen Spiele in Vancouver hat sich der Schweizer Bobverband mit der ETH Zürich und mehreren Industrieunternehmen zusammengetan. Dazu zählen sia Abrasives, Sika, Indrohag, Georg Kaufmann, Quadrant, Bucher, Audi, Promec Estech, Ruag, V-Zug und Franz Marty. An der ETH Zürich sind 12 Professuren mit mehr als 20 Mitarbeitern beteiligt.