Veröffentlicht: 08.10.09
Ehrung

Medaille aus Obamas Händen

Der emeritierte ETH-Mathematikprofessor Rudolf Kalman hat die National Medal of Science erhalten - direkt übergeben von US-Präsident Barack Obama, der ihn damit für sein Lebenswerk ehrt.

Peter Rüegg
Der emeritierte ETH-Mathematikprofessor Rudolf Kalman erhält die National Medal of Science der Vereinigten Staaten aus der Hand von US-Präsident Barack Obama. (Bild: White House)
Der emeritierte ETH-Mathematikprofessor Rudolf Kalman erhält die National Medal of Science der Vereinigten Staaten aus der Hand von US-Präsident Barack Obama. (Bild: White House) (Grossbild)

Rudolf Kalman, emeritierter ETH-Professor der Mathematik, wird erneut eine hohe Ehre zuteil. Nachdem der gebürtige Ungare im Januar 2008 den Charles Draper Prize erhielt, der als «Nobelpreis» der Ingenieure gilt, verlieh ihm nun Barack Obama die «National Medal of Science». Diese Medaille ist eine der höchsten Ehrungen für Forscher in den USA.

«Diese Wissenschaftler, Ingenieure und Erfinder sind nationale Symbole, welche den amerikanischen Erfindergeist am besten verkörpern und eine neue Generation von Denkern und Entwicklern inspirieren», teilte Präsident Obama in einer Medienmitteilung des Weissen Hauses Mitte September mit. Die aussergewöhnlichen Verdienste der geehrten Forscher würden die amerikanische Nation stärken – nicht nur intellektuell und technologisch, sondern auch wirtschaftlich. Sie würden helfen, neue Unternehmen und Industrien zu schaffen, die zuvor nicht vorstellbar gewesen wären.

Die Zeremonie mit US-Präsident Barack Obama, fand am 7. Oktober im Weissen Haus statt. Neben dem emeritierten ETH-Professor wurden Berni Alder, Francis Collins, Joanna Fowler, Elaine Fuchs, James Gunn, Michael Posner, JoAnne Stubbe und der Genom-Pionier J. Craig Venter für ihre wissenschaftlichen Verdienste geehrt. Die National Medal of Science wird seit 1962 alljährlich an Wissenschaftler für ihre «aussergewöhnlichen Beiträge zu Physik, Biologie, Mathematik oder Ingenieurwissenschaften» vergeben. Bis anhin wurden damit 441 Forscher geehrt.

Filtertechnik für Daten

Rudolf Kalman wird für den nach ihm benannten Kalman-Filter geehrt. Dieser Filter ist eine mathematische Technik, die das «Rauschen» aus Datenreihen entfernt. Wenn sich der Zustand von komplexen Systemen im Laufe der Zeit verändert, hilft die Methode, auch mit unvollständigen Informationen den Zustand optimal einzuschätzen und zu kontrollieren. Der Kalman-Filter hat die Kontrolltheorie revolutioniert und durchdringt bis heute unzählige technische Systeme.

Unvorstellbare Genauigkeit erreicht

Kalman hat seine Theorie in den späten 1950er Jahren entwickelt, als er am Research Institute for Advanced Studies in Baltimore arbeitete. Den Durchbruch erzielte er 1960. Dank Kalmans Ideen erreichten viele Technologien eine unvorstellbare Genauigkeit. Erste grosse Anerkennung fand die Methode in den frühen 60er Jahren in der Luftfahrt und in militärischen Anwendungen wie Leit-, Navigations- und Kontrollsystemen. Der Kalman-Filter wurde unter anderem während des Apollo-Programms eingesetzt. Noch immer entdecken Forscher neue Anwendungen wie GPS, Beobachtungen der Atmosphäre oder automatisierte Medikamentenabgabe.

Rudolf Kalman wurde 1930 in Budapest geboren, wanderte später in die USA aus, wo er studierte, doktorierte und forschte. 1971 wurde er Direktor des Zentrums für mathematische Theorie an der Universität Florida und übernahm gleichzeitig die Leitung des Zentrums für mathematische Theorie an der ETH Zürich. 1997 wurde er an der ETH Zürich emeritiert. Kalman wohnt in Zürich und Florida.