Chen-Rücktritt: Relevanzanmassung in der Forschung?

Es gibt immer wieder Fälle, in denen Personen im Wissenschaftsbetrieb Fälschungen von Daten in wissenschaftlichen Publikationen nachgewiesen werden können. Meistens werden jedoch solche Fälschungen nie entdeckt, weil die Publikationen zuwenig relevant oder die Fälschungen subtiler gemacht werden oder nicht direkt überprüfbar sind. Die meisten von ihnen fallen glücklicherweise der Vergessenheit anheim. Die relevanten Publikationen können und müssen früher oder später detailliert überprüft und nachvollzogen werden
Ein weiteres Problem wird jedoch viel zu wenig diskutiert: Das Problem der Relevanzanmassung.
Speziell im Umfeld der Pharmazeutik und Ernährung, werden unzählige Studien publiziert, die sich mit einzelnen Substanzen beschäftigen, die im Stoffwechsel gewisse Funktionen erfüllen. Häufig dienen diese Studien dazu, den Nutzen eines kommerziellen Produktes zu untermauern (oder Meinungen von Presssure Groups, bestehend aus Konsumenten oder Fachpersonen einer bestimmten Ausrichtung zu stützen). Damit haben diese Studien einen unmittelbaren pekuniären Nutzen.
Das Problem liegt nun darin, dass man diese Studien in den seltensten Fällen wirklich statistisch sichern kann. Noch schwieriger ist die Frage der Relevanz zu beantworten: Die Cholesterinstudien an den nordfinnischen Samen wurden in der Vergangenheit unzulässigerweise auf die ganze Weltbevölkerung extrapoliert.
Oder ein aktuelles Beispiel: Die Behauptung, welche das Bundesamt für Gesundheit (BAG) kolportiert: Die generelle Reduktion des menschlichen Konsums von NaCl, zum Beispiel durch die Reduktion des Salzgehaltes von Brot, führe zu einer Gesundung der Bevölkerung. Hintergrund sind Studien, die eine positive Korrelation von Kochsalzkonsum und Bluthochdruck belegen sollen.
Worüber wir nachdenken sollten, sind technische und ethische Regeln, welche diese Relevanzanmassungen in die Schranken weisen. Die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft würde damit gestärkt.

Peter Laternser - 25.09.09

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