Veröffentlicht: 07.04.09
Eröffnung focusTerra und Astronomie-Ausstellung

Vom Erdmittelpunkt ins Universum

Eine Reise vom Inneren der Erde bis zu den äussersten Grenzen des bekannten Universums: Die am Wochenende eröffnete erdwissenschaftliche Dauerausstellung focusTerra und die Astronomie-Ausstellung in ETH Science City machen es möglich.

Alexandra von Ascheraden
Früh übt sich, wer ein echter Astronom werden will: Vergangenes Wochenende hatten die Besucher von Science City Gelegenheit in die Sterne zu schauen. (Bild: Heidi Hostettler)
Früh übt sich, wer ein echter Astronom werden will: Vergangenes Wochenende hatten die Besucher von Science City Gelegenheit in die Sterne zu schauen. (Bild: Heidi Hostettler) (Grossbild)

«Komm endlich, das ist bestimmt kein echtes Gold!» versuchte eine Mutter ihre Tochter vom Goldwasch-Stand wegzulocken, um noch rechtzeitig den Bus von der neueröffneten Dauerausstellung focusTerra an der Sonneggstrasse zur Ausstellung der Astronomen «Bis zur Grenze des sichtbaren Universums» in ETH Science City zu bekommen. Über Gold konnten die beiden auch dort etwas lernen. Erklärte doch Hans Martin Schmid in seiner Kindervorlesung «Warum gibt es die Erde?» auf die Frage eines kleinen Zuhörers, dass Gold entstehe, wenn Sterne zur Supernova explodierten.

Wer beide Ausstellungen besuchte, reiste vom Mittelpunkt der Erde bis zum äussersten Punkt des erkundeten Universums. Keine Frage blieb dank der informativen Ausstellungen und der anwesenden Wissenschaftler, die geduldig Rede und Antwort standen, unbeantwortet.

Am Eröffnungswochenende wurden beide Veranstaltungen von insgesamt 4000 Personen besucht. «Wir haben extra beide Veranstaltungen aufs gleiche Wochenende gelegt, um Synergien zu nutzen. Die Themen sind ja auch inhaltlich eng miteinander verbunden», sagte Rolf Probala, Kommunikationsbeauftragter Treffpunkt Science City.

FocusTerra bot ein umfassendes Rahmenprogramm rund um den eigens gebauten Ausstellungsturm mitten im erdwissenschaftlichen Gebäude. Von der aktuellen Erdbebenlage bis zu untermeerischen heissen Quellen zeigen die Erdwissenschaftler im Ausstellungsturm ihr breites Spektrum an Forschungsthemen.

Haifischzähne und Popcorn-Vulkan

Während die Erwachsenen den Turm erkundeten oder Vorträgen folgten, waren die Kinder damit beschäftigt, Haifischzähne aus einem Sandhaufen zu fischen, den Urkontinent Pangäa zusammenzupuzzeln und auseinanderdriften zu lassen, oder die nächste Eruption des Popcorn-Vulkans abzuwarten. Eifrig wuschen sie Gold oder bastelten ein Modell einer 2,7 Millionen Jahre alten Kieselalge, die sie zuvor durch das Mikroskop betrachtet hatten. Vor lauter Eifer fiel den meisten erst hinterher auf, dass sie als Baumaterialien für den Kern Gummibonbons und als grüne Chloroplasten Jelly Bellys verwendeten.

Mitten in der geschäftigen Atmosphäre erklang Felix Perrets Litophon, begleitet von der Alto-Klarinette von Christof Zurbuchen. Szenograph Tristan Kobler, der den Turm geplant und die Ausstellung zusammen mit den Kuratoren Peter Brack und Milena Pika-Biolzi konzipiert hat, führte mehrmals durch die Ausstellung und resümierte: «Wir hatten das seltene Glück, mit vielen kompetenten Leuten zusammenzuarbeiten. Selten gelingt es, eine wissenschaftliche Ausstellung so gut zu präsentieren.»

Mit dem «Space-Shuttle» zur ETH Science City

Am späten Nachmittag bestiegen die Besucher den Pendlerbus «Space-Shuttle», der sie zur ETH Science City, zur Ausstellung der Astronomen, brachte. Auf der Wiese hatten die Astronomen für die Besucher Fernrohre aufgebaut. Dort konnten die Besucher tagsüber die Sonne beobachten; am Abend wurden die Mondkrater und später die Ringe des Saturns anvisiert. 100 Ausstellungsbesucher nahmen am Samstagabend am Astroquiz teil, von denen 40 alle Fragen richtig beantworteten. Gewinnerin war Yasmine Ries, Masterstudentin der Materialwissenschaften, die sich als Hobbyastronomin outete – sie hatte aus Interesse bereits einige Vorlesungen zur Astrophysik besucht.

Originalbücher von Kopernikus bis Galilei

Die Ausstellung «Bis zur Grenze des sichtbaren Universums» anlässlich des 400. Jahrestages von Galileo Galileis ersten Teleskopbeobachtungen und des Jahres der Astronomie der UNO umfasst ein riesiges Themenspektrum. Vom Urknall bis zur Frage, woraus das Weltall besteht und wie es sich entwickelt bleibt bei der Ausstellung nichts unerklärt. Stunden lassen sich beim Lesen der Plakatsäulen verbringen. Ausschliesslich für das Eröffnungswochenende hatte die ETH zudem aus ihren Archiven wertvolle Originalbücher hervorgeholt: Nicolaus Kopernikus «De revolutionibus orbum coelestum» mit der Zeichnung des heliozentrischen Weltbildes von 1543 oder Galileo Galileis «Sidereus Nuncius» von 1610, in dem er erstmals über seine Entdeckungen mit dem Fernrohr berichtet, konnten bewundert werden.

Simon Lilly, Professor für Experimentelle Astrophysik, der geduldig alle Fragen der Besucher beantwortete, wusste auch warum die Astronomie so fasziniert: «Astronomische Forschung beruht im Grunde auf reiner Neugierde. Die Fragen, die wir stellen, betreffen aber am Ende uns alle.»

Die Dauerausstellung focusTerra ist Di-Fr 9-17 Uhr und So 10-16 Uhr geöffnet (Karfreitag bis Ostermontag: täglich 10-16 Uhr)
Ort: NO-Gebäude,Sonneggstrasse 5, Zürich
Eintritt gratis
http://www.focusterra.ethz.ch/

Die Ausstellung «Bis zur Grenze des sichtbaren Universums» zur Astronomie von Galileo bleibt bis zum 29. April, von Mo-Fr. 9.00-19.00 Uhr , geöffnet
Ort: ETH Science City
Eintritt gratis
www.astro.ethz.ch

Parallel findet für drei Monate aus Anlass des internationalenJahres der Astronomie der UNO der Schwerpunkt «Erde, Sonne, Sterne» statt. Erstmals auch mit Abendveranstaltungen. Details unter www.sciencecity.ethz.ch/treffpunkt