Veröffentlicht: 09.03.09
«Idea Lab» von ETH transfer

Strukturierter gegenseitiger Austausch

«Idea Lab» heisst die Plattform, mit der ETH transfer Wirtschaftsvertreter und verschiedene Professuren der ETH zusammenbringt. Vom konzentrierten Austausch profitiert hat die global tätige Building Technology Division der Siemens Schweiz AG.

Peter Rüegg
Lothar Thiele, Professor für Computer Engineering and Networks, einer von rund 20 ETH-Experten, die im Idea Lab mit Siemens neue Ideen entwickelten. (Bild: Peter Rüegg/ETH Zürich)
Lothar Thiele, Professor für Computer Engineering and Networks, einer von rund 20 ETH-Experten, die im Idea Lab mit Siemens neue Ideen entwickelten. (Bild: Peter Rüegg/ETH Zürich) (Grossbild)

Rund 30 Leute, meist Männer in Anzügen, wenige in Pullovern, und zwei Frauen, sitzen in Gruppen in der Semper-Aula um Tische und führen engagierte Diskussionen. Von Zeit zu Zeit schreiben Moderatoren auf grossformatige Papierbögen, die an Stellwänden hängen. Sie fassen laufend Resultate zusammen und greifen gelegentlich in die Debatten ein. Das «Idea Lab», die Ideenwerkstatt von ETH transfer, läuft an diesem Dienstagmorgen auf Hochtouren. Beteiligt an diesem engagierten Brainstorming sind ein Dutzend Vertreter der Siemens Gebäudetechnik und 18 ETH-Vertreter aus verschiedenen Instituten und Departementen.

Neue Ideen generieren

Dieses «Idea Lab» ist eine noch junge Einrichtung, die Wissenschaft und Wirtschaft miteinander verbinden soll und zurückgeht auf eine Idee von Professor Nicholas Spencer, Leiter der Forschungskommission ETH. Niklaus Bühler, Ehrenrat der ETH Zürich und zuständig für Industrial Relations bei ETH transfer, hat dieses Format verallgemeinert und zu einem «Produkt» für die Industrie entwickelt. Ziel ist es, Vertreter von Unternehmungen mit Wissenschaftlern der ETH zusammenzubringen, in Gruppen neue Ideen für konkrete Projekte auszuarbeiten, die schliesslich in Zusammenarbeit von Industrie und den beteiligten Professuren umgesetzt werden sollen. Ein Tag lang werden Ideen gewälzt, schliesslich wählen die Teilnehmer die besten aus, verfeinern und präsentieren diese im Plenum. Am Ende des Tages treffen schliesslich die Industrievertreter eine Auswahl derjenigen Projektideen, die sie unterstützen wollen.

Für Unternehmen und Professoren hat das «Idea Lab» mehrere Vorteile, betont Peter Chen, ETH-Vizepräsident Forschung und Wirtschaftsbeziehungen, der den Anlass mit Siemens eröffnete. Bis anhin hätten sich Professoren meist als Einzelpersonen an Unternehmen gewandt, was für die Firmen eher verwirrend gewesen sei. Für andere Professoren wiederum sei es schwierig gewesen, an den richtigen Ansprechpartner zu gelangen. Das «Idea Lab» strukturiert und institutionalisiert nun den Kontakt zu Firmen, diese wiederum haben nun an der ETH eine einzige Anlaufstelle, wenn sie die Zusammenarbeit mit für sie geeigneten Professuren suchen.

Erleichterter Austausch

Das «Idea Lab» erleichtert den Austausch von Informationen und Expertise, zumal die Probleme und Fragestellungen in Unternehmungen und in der Gesellschaft immer komplexer werden. «Das Wissen einer einzigen Professur reicht nicht mehr aus, um alle Aspekte abdecken zu können», so Chen. Indem man nun potentielle Industriepartner mit 5 bis 20 Professuren zusammenführe, würden innerhalb der ETH Konsortien entstehen, welche die gesamte Breite realer Probleme abdecken können.

Dieser ganzheitliche Ansatz ist es denn auch, den Rolf Wohlgemuth, Director Innovation Management von Siemens Building Technologies, im «Idea Lab» hervorhebt. Seine Firma habe ebenfalls die Struktur aufgebrochen, um die Sparten übergreifende Zusammenarbeit zu fördern. Das werde nun auch im Rahmen des «Idea Lab» mit verschiedenen Professuren der ETH gelebt.

Intensivierte Zusammenarbeit

Für die ETH ist die Siemens ein wichtiger Industriepartner. Erst vor kurzem haben Vertreter des Unternehmens und der Hochschule einen Zusammenarbeitsvertrag unterzeichnet. Siemens unterstützt in den nächsten fünf Jahren einen Lehrstuhl für «Sustainable Building Technologies» mit einer Million Franken. Laut Rolf Wohlgemuth will seine Firma aber bereits vor der Besetzung der Professur die Weichen für erste gemeinsame Projekte stellen. Er rechnet damit, dass es mehrere Monate dauern wird, bis die Professur besetzt sein wird. Mit Hilfe des «Idea Lab» will Siemens aber schon jetzt die Zusammenarbeit mit der ETH intensivieren.

Das «Idea Lab» stehe grundsätzlich auch anderen interessierten Industriepartnern offen und ist eine Dienstleistung von ETH transfer für Firmen, die den Kontakt zu ETH-Professuren suchen, sagt Andreas Klöti von ETH transfer. Bis anhin haben zwei Grossfirmen das Angebot nutzen können. Die Nachfrage nach dieser Art von Austausch ist vorhanden, weitere derartige Anlässe sind laut Andreas Klöti geplant.

 
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