Spannung vor dem ersten Strahl
Am Mittwoch, den 10. September, soll im weltweit grössten Teilchenbeschleuniger am CERN bei Genf der erste Protonenstrahl in Umlauf gebracht werden. Das von der Wissenschaftsgemeinschaft mit Spannung erwartete historische Ereignis kann via Webcast mitverfolgt werden.
Seit zwei Jahrzehnten arbeiten über 10'000
Forschende und Ingenieure am gewaltigsten wissenschaftlichen Experiment, das
die Menschheit je unternommen hat. Der Grosse Hadronen-Speicherring LHC am CERN
ist ein kreisförmiger, unterirdischer Teilchenbeschleuniger mit einem Umfang
von 27 Kilometern, der zwei Teilchenstrahlen mit extrem hoher Energie zum
Zusammenstoss bringen wird.
Aufgrund dieser Kollisionen zwischen Protonen (in
einigen Experimenten auch zwischen Blei-Ionen) kann man tiefer denn je ins Innerste der Materie vordringen. Es
entstehen physikalische Verhältnisse, wie sie kurz nach dem Urknall vor 14
Milliarden Jahren geherrscht hatten. Die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler versprechen sich dadurch wesentliche neue Erkenntnisse über die
Elementarteilchen wie auch über die Existenz neuer Teilchen (zum Beispiel das
Higgs-Boson). Ebenso können bisher unverstandene Phänomene der Materie, des
Raums und der Zeit erforscht werden.
Bedeutender Beitrag der Schweizer Forschung
Die Schweizer Forschung hat bedeutende Beiträge für
das LHC-Projekt geliefert. Beteiligt an diesen umfangreichen Arbeiten für die
Experimente ATLAS, CMS und LHCb mit riesigen Detektoren sind die ETH Zürich und
Lausanne, das Paul Scherrer Institut PSI sowie die Universitäten Zürich, Bern,
Genf und Basel.
Am Mittwoch, den 10. September, fällt nun der
Startschuss für das ehrgeizige Projekt. Es soll der erste Protonenstrahl im LHC
zirkulieren. Auf diesen geschichtsträchtigen Moment wartet die
Wissenschaftsgemeinschaft und mit ihr die interessierte Öffentlichkeit
gespannt. Auch an der ETH kann über eine Video-Schaltung das Geschehen live
sowohl am Bildschirm wie auch auf der Leinwand mitverfolgt werden.
Der CMS-Detektor – ein extrem starkes Mikroskop
Ein
Detektor an einem Beschleuniger lässt sich vergleichen mit einem
ausserordentlich starken Mikroskop. Bei den LHC-Experimenten sammeln und
analysieren die verschiedenen Detektoren die Daten, die aus den Signalen der
aus den Kollisionen entstehenden Teilchen stammen.
Der
CMS-Detektor wurde gebaut, um die Energie und den Impuls von Photonen,
Elektronen, Myonen und andern Teilchen mit hoher Genauigkeit zu messen. Daraus
resultiert eine ausgezeichnete Massenauflösung für die zerfallenden Teilchen.
CMS besteht aus einem mächtigen inneren Silizium-Tracker (Mikrostreifen und
Pixel), einem hochpräzisen elektromagnetischen Kalorimeter (aus
Blei-Wolframat-Kristallen), gefolgt von einem Hadronen-Kalorimeter aus Messing
und Kunststoff-Szintillatoren. Gegen aussen befindet sich die supraleitende
Hochmagnetfeld-Spule, die mit einem mehrschichtigen Myonen-System gekoppelt
ist.
CMS-Kennzahlen
- Die grösste je gebaute supraleitende Magnetspule
- Enthält den grössten Silizium-Detektor (205 m2 Sensorfläche)
- Das schwerste je gebaute physikalische Instrument
- Hat ein Magnetfeld 100’000-mal stärker als jenes der Erde
- Produkt einer weltweiten Kollaboration zwischen 2500 Wissenschaftlern aus 184 Institutionen in 38 Ländern
- Enthält das grösste für ein einzelnes Experiment gebaute Set von Szintillator-Kristallen
- Gewicht 12’500 Tonnen, Durchmesser 15 Meter, Länge 21,6 Meter
- Magnetfeld 4 Tesla
Die
Schweiz ist eines der 38 Länder, die in der CMS-Kollaboration mitarbeiten – mit
drei Institutionen und einer Beteiligung von 16 Prozent an den gesamten Kosten des
Detektors. Die ETH
Zürich, das Paul Scherrer Institut PSI sowie die Universitäten Zürich und Basel
(bis 2004) leisteten als Vollmitglieder der Kollaboration wesentliche Beiträge
zur Inbetriebnahme und den Betrieb des CMS. Die Schweizer Institutionen waren
verantwortlich und massgeblich beteiligt an zahlreichen technologischen
Entwicklungen, wie dem Pixeldetektor und den Blei-Wolframat-Kristallen, dem
fortschrittlichen Fotodioden-Detektor und dem supraleitenden Kabel für die
Magnetspule. Ausserdem spielt die ETH Zürich eine führende Rolle beim
Engineering und der Integration des CMS-Experiments.
Die
Teilnahme am CMS-Experiment ist eine zentrale Mission der mitwirkenden Forschungsinstitutionen
und Ausbildungsstätten. Doktorierende werden in diesen Institutionen
ausgebildet, um später wissenschaftliche und industrielle Führungskräfte zu
werden. Mit ihrem Einsatz am CMS erhalten die Nachwuchsforscher eine
einzigartige Gelegenheit, in einem internationalen und kollegialen Umfeld ihre
Ideen einfliessen zu lassen.
Die folgenden Gruppen sind in der CMS-Kollaboration involviert:
ETH Zürich, Universität Zürich, PSI, Universität Basel (bis 2004)
Professoren: Günther Dissertori, Ralph Eichler (bis 2007), Christophorus Grab, Hans Hofer (emeritiert, 2001), Urs Langenegger, Felicitas Pauss, Claude Amsler, Roland Horisberger, Ludwig Tauscher (bis 2004) und Dr. Quentin Ingram, Dr. Dieter Renker.
Live-Übertragung
Video-Schaltung am Mittwoch, 10. September, in den
Auditorien HG D16.2 (ETH Zentrum) und HCI J3 (ETH Hönggerberg):
12:00 – 12:25 Medienkonferenz
(auf Englisch und Französisch) mit CERN-Generaldirektor Robert Aymar und
LHC-Projektleiterin Lyn Evans.
12:25 – 13:15 Schaltung
ins Zentrum des CMS-Detektors mit Kommentaren von Forschenden der ETH
Zürich, des PSI und der Universität Zürich
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