Kreationisten: Antwort auf verschiedene Kommentare

Inzwischen sind noch fünf Kommentare dazu gekommen seit meinem von gestern - und die Quote ist nicht besser geworden: vier davon wieder von ID-Sympathisanten!

Wieder im einzelnen: Herr Schmid bringt das Beispiel Galilei. Anscheinend ist ihm die Ironie dieses Beispiels nicht bewusst: der Widerstand gegen Galilei stammt nicht etwa von der "Wissenschaft" (die es in der heutigen Form damals sowieso noch kaum gab - nicht umsonst gilt Galilei selbst als einer der Begründer der modernen Wissenschaft), sondern er kam von der Kirche! Also ist der Vergleich "Galilei wurde nicht anerkannt" = "ID wird nicht anerkannt" genau falsch herum - in Wirklichkeit muss es so lauten: "Galilei wurde nicht anerkannt" = "Evolution wird nicht anerkannt"...

Dann die Behauptung, Makroevolution sei nie beobachtet worden. Schlichtweg falsch. Die Entstehung neuer Arten (und das *ist* Makroevolution) wurde schon mehrere Male direkt beobachtet. Außerdem gibt es Berge von indirekten Belegen für die Makroevolution!

Dann die Behauptung, es wären Fossilien in Schichten gefunden worden, wo sie nicht hingehören - und noch besser: die Behauptung, so etwas wäre mit Absicht verschleiert worden! Starke Anschuldigungen - natürlich ohne einen einzigen Beleg, ja nicht einmal ein Beispiel wird genannt! Findet Herr Schmid eine solche Argumentationsweise etwa überzeugend?

Dann die Behauptung, die moderne Wissenschaft wolle beweisen, dass es keinen Gott gibt. Das wird für Wissenschaftlicher wie z. B. Kenneth Miller, die überzeugte Christen sind, sicher eine große ÜBerraschung sein, und genauso für die Tausende von Mitgliedern des "Clergy Letter Project" - aber wenn Herr Schmid das sagt, dann muss es ja wohl stimmen!

Und zum Abschluss noch etwas, das zeigt, dass Herr Schmid wohl auch von Physik nicht so viel Ahnung hat: er sagt, Einsteins berühmte Formel (er meint wohl E = mc2) würde in vielen Bereichen gelten, aber nicht überall. Es würde mich interessieren, von Herrn Schmid zu hören, wo denn diese Formel seiner Ansicht nach nicht gilt...

Herr Riedel und Herr Phase scheinen beide zu denken, nur, weil man als Wissenschaftler ärgerlich über ID / Kreationismus ist und das zeigt, deute das irgendwie auf Unsicherheit o. ä. hin - im Wesentlichen die Behauptung "etwas als Dummheit und Unsinn zu bezeichnen, zeigt, dass man keine Argumente dagegen hat", das ich im anderen Kommentar schon angesprochen hatte. Wie dort schon gesagt: der Grund für die "Vehemenz" könnte ja auch einfach sein, dass es einfach Dummheit und Unsinn *ist* - und dass man nach Jahrzehnten von schlechten Argumenten und politischen Spielchen der Kreationisten allmählich ärgerlich wird, sollte verständlich sein!

Die Behauptung von Herrn Fahse, dass jeder, der "kritische Fragen an die Evolutionstheorie stellt", pauschal verdächtigt wird, "nicht auf dem Boden der Tatsachen zu stehen", ist Unsinn. Die Evolutionstheorie ist eine aktive wissenschaftliche Theorie, und andauernd werden von Wissenschaftlern kritische Fragen an sie gestellt! (z. B. von Lynn Margulis, von Motoo Kimura u.v.a.). Der wichtige Punkt ist nur, dass diese Leute *wissenschaftliche* kritische Fragen stellen - wohingegen ID nur schlechte, schon seit Jahren widerlegte "Argumente" und politische Winkelzüge bietet...

Dann sagt Herr Fahse noch: "Man kann darüber diskutieren, ob ID überhaupt eine wissenschaftliche Theorie im Sinne eines methodischen Atheismus darstellt." Das ergibt für mich überhaupt keinen Sinn. Methodischer Atheismus hat rein gar nichts mit der Frage zu tun, ob eine Theorie wissenschaftlich ist oder nicht. Kleiner Tipp für Herrn Fahse: auch überzeugte Christen wie der schon erwähnte Herr Miller sind der Ansicht, dass ID keine wissenschaftliche Theorie ist.

Der Kommentar von Herrn Stutz ist so lang und enthält so viele Halb- und Unwahrheiten ("Gish-Gallop"), dass ich darauf lieber extra eingehe.

Björn Feuerbacher - 05.09.08

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