Veröffentlicht: 25.08.08
Klimawandel

Klimawandern mit der Maus

Auf dem Klimaweg oberhalb Pontresinas lässt es sich ausgezeichnet wandern und einiges über den Klimawandel erfahren. Das Bildungsportal der ETH hat die Wanderung nun in eine virtuelle Lernplattform verwandelt.

Saskia Wegmann
Im Internet wandern: Der virtuelle Klimaweg macht's möglich.
Im Internet wandern: Der virtuelle Klimaweg macht's möglich. (Grossbild)

Unter den Füssen knirscht der Kies, die Beinmuskeln werden beansprucht und die Sonne strahlt ins Gesicht. Dazu ein Bergpanorama, das zu beschreiben unmöglich ist. So in etwa fühlt es sich an, wenn man auf dem Klimaweg oberhalb von Pontresina unterwegs ist. Dieser ist einer der ersten seiner Art in Europa und versucht, die Auswirkungen des Klimawandels in den Alpen anhand der umliegenden Berglandschaft erfahrbar zu machen. Entlang einer Strecke von neun Kilometern sind 18 Informationstafeln verteilt, die Auskunft über klimaabhängige Naturphänomene in den Alpen geben und Lösungsansätze liefern.

Interaktives Lernen

Der Weg wurde vor zehn Jahren eröffnet und im Sommer 2007 wieder auf den neusten wissenschaftlichen Stand gebracht. Er darf sich mit dem bronzenen Umweltpreis der Regierungskonferenz der Alpenländer ARGEALP schmücken und ist auch in Nordamerika und Japan bekannt. Diesen Klimaweg gibt es nun auch als virtuelle Lernplattform. EducETH, das Bildungsportal der ETH Zürich entwickelte die interaktive Lernplattform zusammen mit dem Europäischen Tourismus-Institut der Academia Engiadina in Samedan und dem Institut für Atmosphäre und Klima der ETH Zürich. Vergangenen Freitag wurde sie in Pontresina an einer Medienkonferenz erstmals vorgestellt.

Die Webseite ist für Schulen konzipiert und soll Schülerinnen und Schüler in das Thema des Klimawandels einführen. Bevor es mit dem virtuellen Wandern losgeht, führt die virtuelle Reisebegleiterin Elena in das Thema ein und erklärt das weitere Vorgehen. Die Wanderung im Internet kann im Gegensatz zur echten Wanderung an einem beliebigen Posten starten. Die Posten geben jeweils eine Einführung in die verschiedenen Themen und der virtuelle Klimawandler kann wählen, welche Lernziele er erreichen will.

Hat der Besucher die Lernziele ausgewählt, erwirbt er in einem Lernschritt detailliertes Wissen über die Auswirkungen des Klimawandels und kann mit einer anschliessenden Lernkontrolle prüfen, ob er alles richtig verstanden hat. Bei jeder richtigen Antwort überwindet er je nach Schwierigkeitsgrad der Frage unterschiedlich viele Höhenmeter, die auf dem Höhenmesser auf der Webseite angezeigt werden. Erreicht der User 400 Höhenmeter, so erhält er eine Urkunde für seinen Erfolg.

Jugendliche in die Natur führen

Gaby Schweizer von EducETH und Projektleiterin der Lernplattform möchte mit dem E–Learning Jugendlichen, die viel vor dem Computer sitzen, die Bergwelt virtuell näher bringen. Einen Widerspruch sieht sie darin nicht: „Gerade weil wir uns virtuellen Mitteln bedienen, werden viele Jugendliche in die Problematik eingeführt und bekommen Lust, den Weg in natura zu sehen.“ Dank der Lernplattform könnten sie auf dem realen Klimaweg die Spuren ablesen, die der Klimawandel in den Alpen hinterlässt.

Der „kleine Bruder“ des Klimalehrpfades oberhalb von Pontresina soll denn auch nicht als dessen Konkurrent angesehen werden, sondern als seine Ergänzung. Die virtuelle Wanderung ist dem echten Klimaweg zwar didaktisch überlegen, doch nur die Natur vermag das Thema in seiner ganzen Vielseitigkeit zu präsentieren.

 
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