Veröffentlicht: 02.09.08
Fulbright Stipendium für Harvard-Studium

Hohe Auszeichnung für ETH-Talent

Zum ersten Mal geht der renommierte Fulbright-Award an einen ETH-Absolventen. Der Physiker Peter Maurer wird an der Harvard University in Boston ein fünfjähriges Doktorat auf dem Gebiet der „Quantum optics“ absolvieren.

Samuel Schläfli
Vom Hönggerberg nach Bosten: der erste Fulbright Stipendiat der ETH, Peter Mauer, und sein Professor Andreas Wallraff.
Vom Hönggerberg nach Bosten: der erste Fulbright Stipendiat der ETH, Peter Mauer, und sein Professor Andreas Wallraff. (Grossbild)

Die Enttäuschung war gross, als es vor zwei Jahren mit dem Studienaufenthalt in den Vereinigten Staaten nicht klappte. Ein langwieriges Zulassungsprozedere und Semestergebühren von bis zu 50'000 Dollar an einer Elite-Universität liessen den Traum des Physikstudenten Peter Maurer kurzum platzen. Umso grösser war die Freude, als er im Oktober 2007 von der amerikanischen Botschaft in Bern erfuhr, dass er in das Fulbright Austauschprogramm der Vereinigten Staaten (siehe Kasten) aufgenommen wurde. Als erster ETH-Absolvent überhaupt, wurde dem 25-jährigen Peter Maurer ein Fulbright Science and Technology Award zugesprochen.

Das damit verbundene Stipendium entspricht einem Freipass für ein fünfjähriges Doktorat an einer amerikanischen Universität, das von sämtlichen Gebühren befreit ist sowie ein Gehalt zum Leben vor Ort beinhaltet. „Ein Fulbright Stipendium und insbesondere der Award ist aber nicht nur finanziell attraktiv, sondern vor allem eine persönliche Auszeichnung. Das Stipendium hat unter Wissenschaftlern ein sehr gutes Renommee“, erklärt Andreas Wallraff vom Laboratorium für Festkörperphysik. Dort hatte Maurer seine Diplomarbeit über „State Tomography of Multiple Qubits in Circuit QED“ geschrieben. Er ist einer von weltweit 40 Studienabgängern, die in einem mehrmonatigen Auswahlprozess für den Award auserkoren wurden.

Engagement und Erfahrung als Voraussetzung

Maurer hatte sich schon im Frühling 2007 für das Stipendium beworben. Dies nachdem er infolge einer Auszeichnung bei „Schweizer Jugend forscht“ von der Schweizerischen Studienstiftung auf das Fulbright-Programm aufmerksam gemacht wurde. „Zuvor hatte ich noch nie von Fulbright gehört und ich glaube, den meisten meiner Studienkollegen geht es genauso. Schade eigentlich, dass das Stipendium an der ETH nicht bekannter ist“, so Maurer. Weshalb gerade er „den Reichtum und die Vielfalt seines Heimatlandes repräsentiert“ – wie es auf der Website von Fulbright heisst –, erklären er und Wallraff unter anderem mit Engagement und Praxiserfahrungen. Maurer hat bereits während dem Studium mehrere Praktika absolviert, arbeitete während drei Monaten in Oxford, machte ein Praktikum am Max-Planck-Institut in Stuttgart und engagierte sich nicht zuletzt auch bei Wettbewerben wie „Schweizer Jugend Forscht“.

Nach der Zusage des Stipendiums stand es Maurer frei, bei welcher amerikanischen Universität er sich für ein Doktorat bewirbt. Er wählte fünf aus und hatte schliesslich die Wahl zwischen der Princeton University in New Jersey, dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Harvard University in Boston. Vergangenen Winter besuchte er die drei zur Wahl stehenden Universitäten. „Ich wollte mein Doktorat unbedingt im Bereich des Quanten-Computing machen, wie schon die Diplomarbeit bei Andreas Wallraff. Harvard bot dazu die beste Möglichkeit“, begründet Maurer seinen Entscheid. In der Forschungsgruppe von Mikhail Lukin wird er dort an „Nitrogen Vacancies“ in Diamanten forschen. Dabei handelt es sich um kleinste Defekte in der Diamantstruktur, die mit Lasern angeregt werden und dereinst vielleicht für das Quanten-Computing genutzt werden könnten. Ein Forschungsgebiet, das sich in der verwendeten Technik und der zugrundeliegenden Physik mit Wallraffs Arbeit an Nanoschaltungen deckt.

Interkultureller Austausch auf hohem Niveau

Vor einem „Kulturschock“ hat Maurer keine Angst. Vielmehr freut er sich, bald auch die feinen Unterschiede zwischen Europa und Amerika kennenzulernen. Andreas Wallraff, der selber nach seinem Doktorat vier Jahre an der Yale University in New Haven arbeitete, schwärmt von seiner Zeit in den Vereinigten Staaten: „Was solche Elite-Universitäten einzigartig macht, sind nicht die Unmengen an Geldern, die zur Verfügung stehen, sondern dass man interessante Forscher aus aller Welt trifft.“ Er schätzte dabei vor allem auch den informellen Austausch zwischen den verschiedenen Wissenschaften und Künsten. Die Möglichkeit, gegenseitige Vorurteile abzubauen und das interkulturelle Verständnis zu fördern, wie es J. William Fulbright mit der Gründung des Fulbright Austauschprogramms angestrebt hatte, erkennt Wallraff in einem solchen Auslanddoktorat allemal.

Nach dem fünfjährigen Aufenthalt muss Maurer die Vereinigten Staaten für zwei Jahre verlassen, so will es das Stipendienreglement. Ob er danach seine akademische Karriere auf dem jungen oder alten Kontinent vorantreiben wird, steht derzeit noch in den Sternen des „star-spangled banner“ geschrieben.

Das Fulbright Austauschprogramm

Das Fulbright-Programm vergibt Stipendien an Studenten, Forscher und Lehrer für Weiterbildungen, Forschungs- oder Lehraufenthalte. Es ermöglicht den Austausch zwischen den Vereinigten Staaten und mehr als 180 Ländern. Laut des Gründers und ehemaligen US-Senators J. William Fulbright sollen die „Fulbrighters“ dazu beitragen, Wissen, Visionen und das gegenseitige Verständnis unter den Kulturen zu fördern. Mehr als 50 permanente Kommissionen weltweit unterstützen die Arbeit des Fulbright-Programms auf zwischenstaatlicher Ebene. Jedes Jahr nehmen über 4’500 Personen an ein- oder mehrjährigen Programmen teil. Seit Beginn 1946 hat Fulbright mehr als 280’000 Stipendiaten gefördert, darunter rund 100'000 aus den USA und 180'000 aus übrigen Staaten. Der „Fulbright Science and Technology Award“ wird jährlich an 40 herausragende Hochschulabsolventen weltweit vergeben. Er ist mit einem Stipendium für ein fünfjähriges Doktorat an einer amerikanischen Universität nach Wahl verbunden.