Veröffentlicht: 10.01.08
Studie zu Fettleibigkeit

Protein löst Insulinresistenz aus

Eine Studie von ETH-Forschern bestärkt die Annahme, dass Übergewicht und eine Resistenz gegenüber Insulin bei Kindern mit dem Retinol bindenden Protein (RBP-4) zusammenhängt.

Angela Brunner
Isabelle Aeberli, Doktorandin am Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaft
Isabelle Aeberli, Doktorandin am Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaft (Grossbild)

Übergewicht und Fettleibigkeit stellen inzwischen auch bei Kindern ein verbreitetes Gesundheitsrisiko dar. Übergewicht wird oftmals mit Insulinresistenz in Verbindung gebracht, was eine Vorstufe von Typ 2 Diabetes ist. Diese Diabetesform galt lange als Alterdiabetes, tritt aber immer häufiger bei Kindern und Jugendlichen auf.

Vor gut zwei Jahren wurde entdeckt, dass auch Fettzellen das Retinol bindende Protein RBP-4 absondern. Bislang glaubte man, dass dieses nur in der Leber produziert wird. Tierversuche deuten darauf hin, dass eine erhöhte Konzentration von RBP-4 im Blutserum zur Entstehung von Insulinresistenz beitragen kann.

Spezialtransport blockiert

Bis anhin war die wichtigste bekannte Funktion von RBP-4 der Transport von Retinol, einer Form von Vitamin A, zu unterschiedlichen Geweben. Der Zusammenhang mit Insulinresistenz konnte aber neben den Tierversuchen bereits bei Studien mit Menschen gezeigt werden.

Um Glucose aus dem Blut in die Zellen aufzunehmen, braucht es einen speziellen Transporter, das Protein Glut-4, das in der Zellmembran eingebaut wird. Dieser Transporter funktioniert allerdings nur, wenn genügend Insulin vorhanden ist. Glut-4 kommt in Muskel-, Leber und Fettzellen vor.

Bei Übergewicht und Typ 2 Diabetes stellen Fettzellen kaum mehr Glut-4 her, nicht jedoch Leber- und Muskelzellen. Dennoch werden auch diese beiden insulinresistent. Die Forscher nahmen deshalb an, dass es einen Faktor gibt, der bei verminderter Glut-4-Herstellung von Fettzellen produziert wird und in Leber- und Muskelzellen die Insulinresistenz auslöst. Ergebnisse aus Tierversuchen zeigen, dass in den Fettzellen synthetisiertes RBP-4 ein möglicher Auslöser dieser Insulinresistenz im Muskel- und Lebergewebe sein kann.

Risiko für übergewichtige Kinder

Beim Menschen stellen erst wenige Studien einen Zusammenhang zwischen RBP-4 und Fettleibigkeit her. Die im „Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism“ erschienene Studie von ETH-Forschern zeigt erstmals, dass die Insulinresistenz und die Proteinwerte bereits bei übergewichtigen Kindern erhöht sind. Übergewichtige Kinder weisen zudem mehr Retinol im Blut auf.

Der Mechanismus für die Insulinresistenz durch RBP-4 ist noch nicht ganz geklärt. Am Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaft der ETH Zürich befasst sich Isabelle Aeberli, eine der Autorinnen der Studie, im Rahmen ihrer Doktorarbeit mit übergewichtigen Kindern. Ihr primäres Forschungsziel ist die Untersuchung der möglichen Mechanismen, die zu Insulinresistenz, Diabetes und Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen führen. „Aus den bisherigen Resultaten sollen keine Empfehlungen für die Ernährung abgeleitet werden, da keine Zusammenhänge zwischen der Einnahme bestimmter Lebensmittel und RBP-4 gefunden werden konnte“, sagt sie.

 
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