Veröffentlicht: 12.10.07
UNO-Klimarat ausgezeichnet

Friedensnobelpreis mit ETH-Beteiligung

Das Nobelpreiskomitee hat den Friedensnobelpreis 2007 an den UNO-Klimarat und an den früheren US-Vizepräsidenten Al Gore verliehen. An den Berichten des UNO-Klimarats sind Forschende der ETH Zürich wesentlich beteiligt.

Die Hälfte des diesjährigen Friedensnobelpreises geht an den Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), den sogenannten UNO-Klimarat „für das Engagement beim Aufbau und bei der Verbreitung des Wissens über den von Menschen verursachten Klimawandel sowie für die Schaffung der Grundlagen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken“. Besonders der 4. UNO-Klimabericht, der in drei Teilen im Januar, Februar und Mai 2007 erschienen ist, lieferte neue Fakten und trug wesentlich dazu bei, dass heute der Klimawandel in aller Munde ist.

ETH-Präsident Ralph Eichler: „Der Friedensnobelpreis für den UNO-Klimarat ist eine grosse Auszeichnung und unterstreicht die Bedeutung der Klimaforschung. Dass Forschende der ETH Zürich und anderer Schweizer Hochschulen dazu einen grossen Beitrag geleistet haben, freut mich ganz besonders."

Führende Rolle beim Kapitel Ökosysteme

Andreas Fischlin vom Institut für integrative Biologie der ETH Zürich hat als „Coordinating Lead Author“ am zweiten Teil des UNO-Weltklimaberichts mitgearbeitet. Er war hauptverantwortlich für das Kapitel über Ökosysteme. Fazit des Kapitels: Steigen die Temperaturen global gegenüber heute um weitere 1,5 bis 2,5°C, sind 20 bis 30 Prozent aller Arten vom Aussterben bedroht. Diese Aussage stützt sich auf über 3’100 wissenschaftliche Studien aus den unterschiedlichsten Disziplinen. „Der Friedensnobelpreis ist eine grosse Überraschung und eine grosse Freude. Die Klimaproblematik kann nur global erforscht werden, der UNO-Klimarat bietet dazu eine einzigartige Möglichkeit." Auf die Frage, warum der UNO-Klimarat ausgerechnet mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet geworden sei, meint Fischlin: „Der fortschreitende Klimawandel macht die Welt unsicher, deshalb trägt die Forschung an der Klimaproblematik auch zum Weltfrieden bei."

Beitrag der ETH Zürich

Neben dem „Coordinating Lead Author“, der alle wissenschaftliche Erkenntnisse auf seinem Gebiet zusammenfasst, unterscheidet der Bericht auch zwischen „Lead Authors“, „Contributing Authors“ und „Review Editors“. Von der ETH Zürich haben neben Fischlin zwei weitere Forschende als Lead Authors und acht als Contributing Authors an den ersten beiden Teilen des neusten UNO-Klimaberichts mitgearbeitet. Die ETH-Forschenden haben insgesamt 17 Beiträge zu 9 verschiedenen Kapiteln des Klimaberichts geleistet.

Der UNO-Klimarat (IPCC) und sein Bericht

Der UNO-Klimarat wurde 1988 gegründet und hat seinen Sitz in Genf. Der Inder Rajendra Kumar Pachauri ist seit Mai 2002 Vorsitzender des UNO-Klimarats. Der Klimarat soll umfassend und objektiv die wissenschaftlichen, technischen und sozioökonomischen Informationen über den von Menschen verursachten Klimawandel bewerten. Das Gremium, dem Hunderte von Wissenschaftlern in aller Welt zuarbeiten, soll die Folgen und Risiken der Klimaveränderung abschätzen und ausloten, wie man sie abschwächen oder sich an sie anpassen kann. Der Klimarat selber führt keine eigenen Forschungsprojekte durch, sondern analysiert die Ergebnisse wissenschaftlicher Veröffentlichungen. Der Bericht von 2007 basiert auf Hunderten von Modellrechnungen, ausgefeilten Computermodellen, zahllosen Studien und Messreihen. 450 Hauptautoren liefern die bisher genaueste Beschreibung dessen, was die Temperatur der Atmosphäre etwa seit dem Jahr 1800 in die Höhe treibt. An dieser vierten Studie des UNO-Klimarates haben 2’500 Experten sechs Jahre gearbeitet.

 
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