Veröffentlicht: 14.09.07
Studienwochen für Gymnasiasten an der ETH

Interesse an Nova geweckt

Das dreidimensionale Farbdisplay schwebt seit September 2006 hoch über den Köpfen der Passanten im Zürcher Hauptbahnhof. Pünktlich zum ersten Jahrestag der Inbetriebnahme wurde dem ETH-Jubiläumsprojekt wieder grosse Aufmerksamkeit geschenkt: Im Rahmen der von ETH Tools organisierten Studienwochen stellte Simon Schubiger vom Departement Informatik die NOVA einem interessierten jungen Publikum vor.

Katja Abrahams
Spielen mit der Nova: Eine Gymnasiastin bedient den Display über den Touchscreen.
Spielen mit der Nova: Eine Gymnasiastin bedient den Display über den Touchscreen. (Grossbild)

Über 100 Gymnasiastinnen und Gymnasiasten aus der ganzen Schweiz erhielten am letzten Mittwoch im Rahmen der Studienwochen einen Einblick in Entstehungsgeschichte und Funktionsweise der am Computer Graphics Laboratory der ETH entwickelten NOVA. "Mit mehr als 10'000 Nutzern pro Monat und einer Leistungsaufnahme, die etwa der von 600 Zimmerlampen entspricht, ist die Kapazität der NOVA ziemlich ausgeschöpft", sagt Simon Schubiger vom ETH-Institut für Computersysteme den jungen Zuhörern, die ihn in der Zürcher Bahnhofshalle umringen. "Daher ist es auch gut, dass man das Projekt auch einfach nur als Kunstwerk, als einen ruhenden Pol in der hektischen Bahnhofsatmosphäre, auf sich wirken lassen kann."

Das quaderförmige Display hat es in sich: Es besteht aus 25'000, mit je zwölf Leuchtdioden ausgestatteten Lichtkugeln, die in 16 Millionen Farben erstrahlen und mit einer Frequenzrate von 25 Bildern pro Sekunde mit neuer Information versorgt werden können. Neben zweidimensionalen, Bild gebenden kann es auch mit dreidimensionalen abstrakten Inhalten bespielt werden. Die Grundidee des Projekts stammt von der Graphikdesignerin Martina Eberle, Tochter des Projekt-Initiators Professor Meinrad Eberle.

Hervorragendes Echo nach einem Jahr Betrieb

Nach einem Jahr Betrieb hat sich die NOVA, die jeden Tag von 7 Uhr bis 22 Uhr  ihren Dienst als Geschenk an die Öffentlichkeit leistet, vollauf bewährt.War die NOVA ursprünglich als rein passiv zu bestaunende Installation konzipiert, bietet das am Ende realisierte Konzept einige Interaktionsmöglichkeiten und kann über eine Touchscreen-Konsole am Gruppentreffpunkt des HB bedient werden. So können beispielsweise Visualisierungen von Forschungsergebnissen einzelner ETH-Institute angezeigt werden. Und auch als Werbeplattform wird sie bereits genutzt: Zu den "Digital Art Weeks" des Departements Informatik im Juli flimmerte regelmässig eine Werbegraphik über das Display. Seit einigen Monaten ist es den Usern sogar möglich, sich selbst als Künstler zu betätigen, was Schubigers Publikum denn auch eifrig ausprobierte: Durch Herumfahren mit dem Finger auf dem Touchscreen lassen sich farbige Zeichnungen auf das Display zaubern.

Interaktivität und Einsatzmöglichkeiten erweitern

Kunst, Öffentlichkeit und Wissenschaft werden auch die geplante Weiterentwicklung des Projekts prägen: User-generierte Inhalte, wie z.B. MMS-Grussbotschaften sollen zukünftig ebenso über das Display abspielbar sein wie Visualisierungen von Bahn brechenden Forschungsergebnissen internationaler Nobelpreisträger. Laut Schubiger laufen auch intensive Verhandlungen mit der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich zur Realisation von Filmen zum Herauf- und Herunterladen. Zudem werden ab Ende des Jahres Informatikstudierende der ETH die Möglichkeit haben, die NOVA im Rahmen von Semesterarbeiten mit Spielen und anderen Applikationen noch interaktiver und attraktiver zu machen.

Auch im Messebau oder integriert in moderne Architektur könnte sich das Konzept der NOVA etablieren, wobei eine Entwicklung weg vom Kubischen vorstellbar ist. "Und vielleicht wären einige Städte ja froh über eine schönere Weihnachtsbeleuchtung", mutmasst Schubiger schmunzelnd bei der anschliessenden Kurzpräsentation im Dozentenfoyer.

NOVA-Miniaturausgabe geht auf Reisen

Bei den Teilnehmern der Studienwochen, die sich nach der Präsentation an einem feinen Nachtessen und der wunderschönen Aussicht von der Terrasse des Dozentenfoyers erfreuten, kommt das Konzept der NOVA, die ausschliesslich über Sponsoren finanziert wurde, gut an: "Ich finde es sehr zukunftsweisend, dass die ETH den Dialog mit der Industrie und der Bevölkerung sucht und auch Ideen aus dem künstlerischen Bereich aufnimmt", sagt einer der Anwesenden, der den vom Departement Informatik angebotenen Kurs "algorithmische Abenteuer" der Studienwoche besucht.

Und schon bald werden noch weitere Mittelschülerinnen und -schüler die Gelegenheit haben, ETH-Technologie aus nächster Nähe zu betrachten und ihren Spieltrieb daran auszulassen: Eine Miniaturausgabe des Farbdisplays, die einen Kubikmeter grosse und mit 1000 Kugeln bestückte "Baby-NOVA" wird im Rahmen der Wanderausstellung "ETH unterwegs" ab November 2007 als Exponat des Departements Informatik auf Reisen in die Schweizer Gymnasien gehen.

 
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